2021-12-18

Anzahlung auf mehr

Mit einem späten Ausgleich und einem Remis in die kurze Winterpause - was einen vor sechs Wochen möglicherweise noch wirklich aufgeregt hätte, nämlich in der Nachspielzeit den Ausgleich zu kassieren, wirkt heute fast schon wie ein halber Sieg. Schließlich lag Borussia bis dahin in Führung und hielt hinten die Null, trotz 22 Torschüssen des Gegners, 15 Ecken und einigen weiteren Freistößen, die die Gladbacher Defensive vor allem in der zweiten Halbzeit kaum noch Luft holen ließ.  

Der erstmals wieder in die Startelf rotierte Christoph Kramer redete dann auch Klartext nach dem Spiel. Er ließ aber - mehr noch als in den Wochen zuvor - kein gutes Haar an der Leistung der eigenen Mannschaft. Mir war das allerdings dann auch wieder etwas zu extrem, vielleicht ja von der Enttäuschung über das späte Gegentor angetrieben. Denn - Achtung Kalauer - man muss ja bedenken, wo wir gerade herkommen. 

Und nach den letzten drei Spielen war die Leistung von Sinsheim heute schon eine ganz andere Nummer. Natürlich war der Punktgewinn glücklich, natürlich bekam Borussia nach 15 anständigen Minuten zu Beginn dann immer wieder in brenzlige Situationen, verlor die anfängliche Spielkontrolle, lief vor allem in der ersten Halbzeit dann immer wieder hinterher und brauchte eine absolute Glanzleistung von Yann Sommer, um nicht schon da in Rückstand zu geraten oder nach Embolos 1:0 den Ausgleich oder mehr zu kassieren.
Doch die Mannschaft hielt diesmal, bis auf einzelne Ausnahmen, die sich zwischendurch mal bedenkliche einstellungsbedingte Auszeiten gönnten (Thuram, Bensebaini), über die gesamte Spielzeit mit Kampf und Einsatz dagegen und brach nicht phasenweise wie ein Hühnerhaufen auseinander. Sie fand bis zum Führungstor auch ab und an mal bessere Lösungen im Spiel nach vorne, als es das ständige verzweifelte Ballquer- und nach hinten -geschiebe in den Spielen davor war.

Im Spiel gegen den Ball sah es sortierter und nicht mehr so vogelwild aus, dennoch erspielten sich die Gastgeber viel zu viele gute Gelegenheiten und konnten oft nur mit enormem Einsatz (Stevie Lainers Grätschenparade als Beispiel) gestoppt werden. Vielleicht das Positivste: Richtig herausgespielte Torchancen hatte der Tabellenvierte mit zunehmender Spielzeit immer weniger. Er kam dann gegen die eingeschnürten Gladbacher fast ausschließlich durch Standardsituationen zu Torgelegenheiten, die aber von der Hütter-Elf kollektiv ganz erheblich besser verteidigt wurden als zuletzt (schlechter ging allerdings auch kaum noch).

Die Hereinnahme eines zwei Wochen nach seiner frühen Auswechslung im Derby deutlich fitteren Stefan Lainer und des aufopferungsvoll kämpfenden, im Abschluss aber wieder erschreckend harmlosen Patrick Herrmann (immerhin: der zweite Assist mit einem Standard hintereinander und Laufbestwert mit 12,82 Kilometern) machte sich durchaus positiv bemerkbar, der Auftritt von Marcus Thuram dagegen sehr viel weniger. 

Das alles kann aber kein Gradmesser für die Ansprüche dieser Mannschaft sein, und da hat Kramer mit seiner vernichtenden Kritik recht. Auch wenn Hoffenheim ein gutes Spiel gemacht hat und als derzeitiges Spitzenteam mehr Selbstbewusstsein und Sicherheit im eigenen Spiel ausstrahlen kann: Wenn du es nicht schaffst, so wie in den ersten Minuten das Spiel offen zu halten und auch selbst ab und zu gefährlich vor das gegnerische Tor zu kommen, dann läuft einfach zu viel falsch. Embolo lief und kämpfte sich einen Wolf, doch die Unterstützung im Angriff war gerade in Halbzeit zwei nicht mehr da.

Egal: Für den Moment war das ein kleiner Schritt nach vorn, es war zu sehen, dass im Training in dieser Woche wirklich gut gearbeitet wurde, vielleicht auch an der Einstellung des einen oder anderen. Doch im Neuen Jahr muss da viel mehr kommen. Es gibt noch 17 Spiele, um die Saison zu retten. Und retten heißt nicht die Quali für die europäischen Plätze, sondern erstmal ein sorgenfreier Mittelfeldplatz. Ob mehr ginge, wage ich nicht zu prognostizieren.

Das hängt auch sehr davon ab, was auf anderen Ebenen in den nächsten drei Wochen passiert, sprich: ob und wie sich die personelle Zusammensetzung des Kaders zur Rückrunde vielleicht noch ändert. Es scheint notwendig, ob es realistische Alternativen für wechselwillige oder -sollende Spieler gibt, wird sich zeigen. Doch vorerst will ich es damit hier bewenden lassen. Ein Zwischenruf vielleicht noch zu Schiri Sven Jablonski, der für mich eine sehr souveräne Leistung gezeigt hat. Unaufgeregt, bestimmt, klar in den Gesten - und in den kritischen Situationen durchweg richtig entschieden. Zum Ende hin hat er sich vielleicht ein bisschen zu sehr vom ständigen Gejammer der Hoffenheimer beeindrucken lassen und seine großzügige Linie etwas enger gezogen. Aber insgesamt eine angenehme Spielleitung, fand ich (und will ich natürlich auch als häufiger Meckerer entsprechend würdigen).

Zurück zu Borussia: Nehmen wir das Spiel heute und den erarbeiteten Punkt von Sinsheim am besten als ersten Teil des Neuanfangs - als Anzahlung auf eine echte Trendwende. 

Ich bin jedenfalls froh, dass dieses Jahr fußballerisch (und auch sonst) jetzt abgehakt werden kann, wünsche Euch ein paar ruhige, besinnliche Tage und hoffe mit Euch auf ein besseres Jahr 2022. Es kann durchaus sein, dass ich mich vorher noch mal an dieser Stelle melde, aber die Weihnachtsgrüße sollen zumindest schon mal ausgesprochen sein: Sicher ist sicher. Lasst es Euch gut gehen! Bis dann!

Bundesliga, 17. Spieltag: TSG Hoppheim - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor für Borussia: 0:1 Embolo.

Saisonspende: Ein Tor gleich ein Euro aufs Spendenkonto. Die Weihnachtspause wird also beim Zwischenstand von 72 Euro eingeläutet.

Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

2 Kommentare:

  1. Es ist kaum zu glauben, aber wir sind sowohl spielerisch als auch punktemässig wie ein Absteiger. Und dies bereits seit der Rückrunde der letzten Saison. Auch gelegentliche Ausreißer können nicht darüber hinweg täuschen dass ein Umbruch in der Mannschaft dringend notwendig ist. Mit der Truppe wird es richtig schwer, geschweige denn dass wir jemals irgend etwas gewinnen werden. Ob auch ein neuer Trainer her muss? Aber weder mit Rose noch mit Hütter hat Maxi besonders gute Griffe getan.

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  2. Sehen wir es doch positiv: wir sind 14. Als 13. würden viele es als Omen für eine Unglücksrückrunde sehen können. Hätten wir gewonnen, wären wir 11. - eine Schnappszahl - für viele Gladbachfans möglicherweise ein Zeichen, dass das Gekicke nur mit Destiliertem zu ertragen sei .... Stimmt, es hätte noch übler aus gehen können. Wenn man wollte, könnte man darin etwas Positives sehen. Hoffen wir es mal, allerdings überzeugt bin ich nicht. Eine gesegnete Weihnacht und vielleicht mit ausreichend Elan zur Rückrunde?

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