2021-12-05

Indiskutabel

Gratulation an den SC Freiburg zu einem seltenen, aber auch in dieser Höhe mehr als verdienten 6:0-Auswärtssieg in Gladbach. Die Hausaufgaben gemacht, den Lernstoff eindrucksvoll umgesetzt, bravo! 

Jeder bei Borussia Mönchengladbach dagegen muss nachsitzen. Und schnell zufriedenstellende Antworten auf die Fragen finden, die sich nach diesem Auftritt heute stellen. Die unzweifelhaft talentierte und auch überwiegend erfahrene Mannschaft hat sich - man meint, gänzlich ohne Not - innerhalb von zwei Spielen dahin gekickt, wo wir Borussia angesichts der individuellen Klasse und auch der überwiegend gezeigten Leistungen in dieser Saison eigentlich nicht sehen wollen, dürfen und müssten - an die Kante zur Abstiegszone. Geht es so weiter, muss man sich nach langer Zeit wieder ernsthaft nach unten in der Tabelle blicken statt auf europäische Startplätze.

Viele werden wohl das Spiel in Köln und das heute in einem Atemzug nennen und beide Leistungen für indiskutabel erklären. Da gehe ich nicht mit, weil ich die Leistung in Köln anders, erheblich besser und auf Augenhöhe mit dem Gegner bewerte (siehe mein Text aus der vergangenen Woche). 

Heute war es dagegen ein Offenbarungseid. In erster Linie von einer Mannschaft, die von der ersten Spielsekunde an dem Gegner hoffnungslos unterlegen war, sofort in ihre Einzelteile zerfiel und konsequent dafür bestraft wurde. Das kann passieren - aber es darf einem Team dieser Qualität nicht passieren.

Doch es war - wie in Köln - erneut auch so, dass kein erfolgreicher Impuls, ja sogar keine messbare Reaktion von der Bank kam, also vom Trainerteam. Kein sehr früher Wechsel nach dem 0:2 oder spätestens nach dem 0:3 (12.), um den Lauf der Freiburger einfach mal unterbrechen zu können, taktische Anweisungen zu geben, das System umzustellen, das Spiel "neu zu starten". Als Adi Hütter in der 29. Minute (!!) endlich den überforderten Stevie Lainer vom Feld holte und aus welchen Gründen auch immer Plea, war das Spiel mit dem 0:5-Zwischenstand längst entschieden. 

Doch wen hätte Hütter in dieser Phase nicht vom Feld holen sollen? Vermeintliche Führungsspieler wie Ginter, Elvedi, Zakaria, Bensebaini, Hofmann oder die Jungen Koné und Scally - keiner wusste, was um ihn herum passiert, keiner war handlungsschnell genug oder konnte in irgendeiner Weise gegenhalten, um das Unheil zu stoppen. Vier Gegentore nach Standards - eine Unfassbarkeit. Auch die Umstellung auf Viererkette brachte kaum mehr Sicherheit, und mit den eingewechselten Herrmann und Embolo bekam Borussia das Spiel nach vorne auch nicht wirklich besser in den Griff. 

Echte Torchancen (wie noch in Köln) gab es über 90 Minuten nicht (sieht man von dem nicht gegebenen Elfmeter an Thuram ab), vernünftig herausgespielte Spielzüge auch nicht. Aber was viel schlimmer war: Die Elf vom Niederrhein war kopflos. Keiner, der das Heft in die Hand nahm, der ein Mehr an Reaktion zeigte, als nach jedem Gegentor nur fragend, anklagend, ratlos die Arme zu heben.
Der nominelle Kapitän blieb sehr lange auf der Bank, auf dem Feld gab es sonst auch keinen, der den Weg wies. Das wütende Bemühen, das bei Bensebaini oder Hofmann ab und an aufflackerte, war nicht genug, um die Mannschaft in die Spur zu bringen oder sie wenigstens die Blamage etwas erträglicher gestalten zu lassen.

Das alles war von Beginn bis zum Abpfiff: gar nichts. Es war indiskutabel.

Ich kann nicht beurteilen, woran es am Ende lag, dass da so viel schief lief. Fußball ist Kopfsache, heute besonders. Ob Spieler andere Gedanken im Kopf haben als ihren derzeitigen Verein, ob die Mannschaft intern auseinanderbricht, ob sie Feuer unterm Hintern bräuchte, statt im beschaulichen Verein gehegt und gepflegt zu werden. Ob ein Drecksack auf dem Feld fehlt. All das geistert ja - plus die ewige Mentalitätsfrage - schon lange in Social Media und um den Borussia Park herum.

Ich weiß es nicht und mit vielen dieser Vorwürfe auch nicht so viel anfangen. Ich spreche Spielern nicht leichtfertig die Professionalität oder die Einstellung ab. Jeder, der mal selbst gespielt hat, weiß, dass Spiele manchmal so schief laufen, dass man dem Spiel keine Wende zu geben vermag. egal was man versucht. Reicht das heute als Erklärung? Wohl auch nicht. 

Aber das ist keine Frage, die ich als - zudem weit vom Geschehen entfernter - Fan beantworten müsste oder könnte. Es gibt ja auch genügend andere, die sich, egal ob sie Ahnung haben oder nicht, ob sie nah genug dran sind oder nicht, sofort erklären können, was dieser Mannschaft fehlt oder was Spieler X, Y, Z nicht kann, besser machen müsste oder dass er schon mit dem Gedanken beim nächsten Arbeitgeber ist.
Das hilft einem ja auch vielleicht beim Runterkommen, beim Verarbeiten des Ärgers und einer solchen Pleite. Aber es ändert nichts daran, dass
jede zusammengereimte Weisheit von außen nicht mehr ist als eine Spekulation. Im Verein ist genug Kompetenz vorhanden, um die richtigen Schlüsse zu ziehen. Bislang ist dies auch immer wieder gelungen.

Was aber auch wahr ist: Antworten auf diese peinliche Vorstellung - und auf das, was phasenweise in dieser Mannschaft immer wieder mal ungut auffällt - müssen und können nur vom Verein, vom Trainerteam und von den Spielern kommen - und zwar auf dem Rasen. Nicht in Interviews, nicht im Training, sondern im nächsten Spiel. Und im übernächsten. Und so weiter.

Damit lasse ich es heute bewenden. Ich bin ratlos, ich bin enttäuscht. Aber ich breche nicht verfrüht den Stab über irgendjemanden. Noch kann das heute ein entsetzlich missglückter Ausrutscher gewesen sein. Es liegt an den Aktiven, diese These zu bestätigen. Gelingt das nicht sehr schnell, wird es eine ungemütliche Zeit bei und mit Borussia. So oder so. 

Bundesliga, 14. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 0:6.

Saisonspende: Niente. Wie alles heute. Zwischenstand weiter 68 Euro.

Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

8 Kommentare:

  1. Leider bestätigt sich der Eindruck vom Anfang der Saison das es eine schwierige Spielzeit wird. Noch sind viele Spiele, aber wenn uns jetzt im Winter noch so wichtige Jungs wie z. Bsp. Zak verlassen, müssen wir uns über Europa wirklich keine Gedanken mehr machen.

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    1. Als nächstes stehen Leipzig, Frankfurt, Hoffenheim, Bayern und Leverkusen auf dem Programm. Man sollte in der Tabelle lieber mal nach unten schauen. Für Europa reicht die Qualität nicht. Es geht um den Klassenerhalt.

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  2. Der Abstiegskampf hat begonnen. Ausmisten. Reisende nicht aufhalten. Spieler welche sich mit Borussia identifizieren ü. Mentalität haben braucht es keine Schönspieler ü. Ich Ich AG'S im Winter handeln sonst erleben wir ein Schalke Werder 2.0

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  3. Hier wurde innerhalb von fast einem Jahr zehn Jahre erfolgreicher Arbeit in den Eimer getreten. Ich denke nicht, dass MG ernsthaft was mit dem Abstieg zu tun haben wird, mit jedem europäischen Wettbewerb aber genauso wenig.
    Man kann sich nicht nur hinter Rose und Corona verstecken, die Spieler sollten sich mal hinterfragen, was sie hier wollen. Ok, bei einigen ist die Antwort: "Weg!" Ja dann: Tschüss. Die entgangenen Einnahmen werden Borussia um Jahre zurückwerfen. Selbst die Kaderzusammenstellung zeigt die Schwäche: viele sehr talentierte und gute "Schwiegersöhne", aber ein Bensebaini als alleiniger Drecksack reicht nicht aus.

    Willkommen zurück im Mittelfeld.

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    1. Im Moment sieht das nicht nach Mittelfeld aus. Die Mischung im Kader stimmt nicht, manche Spieler sind innerlich schon weg. Erinnert an Schalke letzte Saison. Und der Manager redet auch noch alles schön. Klassenerhalt ist das Thema. 1998 lässt grüßen.

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  4. Werder, Schalke ü. Co. waren auch davon überzeugt nichts mit dem Abstieg zu tun zu haben, genug Qualität ü. Ganz wichtig Mentalität zu besitzen. Wo spielen sie in dieser Saison? Hochmut kommf vor dem Fall

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  5. Eberl sauer auf Frustfans hat der den Knall nicht gehört? Stellt sich auch noch hinter seine Versager

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  6. Bei mir als Fan seit 1979 ist durch diese desaströsen Klatschen was kaputt gegangen. Ich habe nun Sa. Oder So. Etwas anderes vor. Diese Schönwetter Spieler will ich nicht mehr sehen

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