Irgendjemand überrascht, dass Borussia trotz zweimaliger Führung und zeitweise hochüberlegen geführtem Spiel durch ein spätes Gegentor noch zwei wichtige Punkte liegen lässt? Als Gladbach-Fan kann das eigentlich nicht sein.
Nach dem Spielverlauf des Freitagsspiels musste jedem eigentlich klar sein, dass es so kommen würde. Die Farke-Elf hatte Chancen in Hülle und Fülle, zeigte sich gegen die langen Bälle von der Waterkant aber ebenso immer wieder anfällig. Und hätte Füllkrug in der Nachspielzeit eine Flanke nicht abgefälscht und damit seinem Sturmpartner nicht etwas übereifrig den Kopfball zum 2:3 versaut, dann wäre die Stimmung im Borussia Park wohl so richtig in den Keller gegangen.
Und das, obwohl die ersatzgeschwächten Gäste in diesem Spiel sonst sehr, sehr wenig zu bieten hatten, was einen Punktgewinn gerechtfertigt hätte. Und doch kamen sie mit zweieinhalb Torschüssen zu zwei Toren, wofür die Borussia 21 Torschüsse, davon 9 aufs Tor der Bremer, brauchte. Das ist einfach zu wenig, um die späten Punktverluste dann noch wirklich als ungerecht zu bezeichnen. Denn der VfL hat sich heute einzig und allein selbst um den Sieg gebracht.
Es ist schwer zu sagen, gegen wen Borussia Mönchengladbach in dieser Saison noch gewinnen will, wenn sie die eigenen Schwächen nicht besser in den Griff bekommt - die individuellen Fehler, die schlechte Konterabsicherung und taktische Eseleien, in der Schlussphase viel zu viel ins Risiko zu gehen, statt den Ball zu kontrollieren und die Partie nach Hause zu schaukeln.
Nicht, dass der heutige Gegner Werder Bremen total schlecht gewesen wäre. Aber er lud den VfL zu einem fehlergespickten und phasenweise vogelwilden Spiel ein, das beide Teams bereitwillig annahmen, mit dem sie aber beide auch nicht so richtig zurecht kamen.
30 relativ geordnete Anfangsminuten gehörten noch Borussias gepflegtem, aber fürs gegnerische Tor meist ungefährlichem Spiel. Schon da war Bremen durchaus in der Lage, mit langen Bällen und manchem kurzen Pressinganfall leichte Panik in der Gladbacher Hintermannschaft auszulösen. Doch auch Bremens Offensive war in diesen wenigen Szenen lange Zeit zu unpräzise, um selbst in Führung gehen zu können.
Borussias Chancen waren über die gesamte Spielzeit deutlich größer und häufiger, meist durch hohe Ballgewinne und forcierte Bremer Fehler selbst erarbeitet. Doch die Chancenverwertung scheint von Spiel zu Spiel schwächer zu werden. Marcus Thuram nutzte nach eine Reihe verpasster guter Torchancen ausgerechnet die schwierigste von allen zum Führungstreffer.
Doch danach ging der Chancenwucher weiter, und es folgte wie so oft ein Gegentor nach einem schlampigen Pass, der über zwei Stationen zum Konter und zum 1:1 führte. Ein Gegentor, was wir in den vergangenen drei Jahren schon xmal gesehen haben.
Ganz ähnlich fiel das zweite Gegentor, nachdem sich Flo Neuhaus zuvor noch ein verdientes und im Park ausgiebig bejubeltes Erfolgserlebnis zum 2:1 gegönnt hatte - auch dieser Abschluss war eine viel schwierigere Angelegenheit als eine Handvoll Chancen zuvor, mit denen das Spiel längst hätte entschieden sein müssen. Bremen hatte heute wirklich alles bereitgelegt, damit Borussia nach dem Sieg greifen konnte. Und überraschenderweise behielten vor allem Stindl und Co. in der Chaos-Phase der zweiten Halbzeit eher den Überblick als die Gäste. Und doch behielt am Ende jeder typische Gladbach-Fan recht, der das späte Unheil förmlich herannahen und riechen konnte.
Es ist angesichts dieser fortwährenden Berg- und Talfahrt und den enormen Leistungsschwankungen schwierig, dieser Mannschaft noch gerecht zu werden. Mal spielt sie sich gar keine Chancen heraus, mal ganz wenige, nutzt die aber. Dann spielt sie viele heraus, verdaddelt sie aber leichtfertig.
Sie hat immer wieder verzückende Momente, sie kann Gegner mit Passkombinationen in Stücke schneiden, sie kann zaubern. Aber sie ist auch prädestiniert dafür, sich alles Gute sofort wieder durch grandiose Dummheiten einzureißen. Und die sind offenbar nicht abzustellen - sie wiederholen sich regelmäßig.
Es ist eine Saison, in der man das Verzweifeln lernt, wenn man es als Borusse ohnehin nicht schon längst beherrscht.
Was mich heute positiv stimmt, ist, dass Florian Neuhaus auch emotional mal weit über das Normale hinaus reagiert hat. Dass Jonas Hofmann giftig ist, auch mal gegen Gegner und Schiri. Dass Schiedsrichter Tobias Reichel heute eine solide Leistung abgeliefert hat, bei der er nur in der hitzigen Schlussphase mit seiner ruhigen Spielleitung etwas ins Schwimmen geriet. Es war aber nichts Gravierendes dabei, was zu kriutisieren wäre. Das ist doch auch mal schön.
Und schließlich freut mich, dass wir in Jonas Omlin einen Torwart mit echtem Führungsanspruch bekommen haben, der selbstkritisch ist, nicht drumherum redet und die richtige Einstellung zeigt. Das sind absolut positive Erscheinungen, vor allem, wenn man über diese Saison hinaus blickt. Sie schießen unser Team aber derzeit auch nicht zum Sieg. Das ist das Bittere. Denn da springt im Moment leider auch kein anderer in die Bresche.
Saison 2022/23, Bundesliga, 25. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SV Werder Bremen 2:2.
Der Spendenstand steigt um zwei Euro auf 104 Euro.
Das
gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in
Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony
Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer Jonas
Omlin (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro.
Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder
Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
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