2023-04-02

Nur Nieten in der Derbylotterie

Es kommt nicht so oft vor, dass ich mir wünsche, ein Spiel meiner Mannschaft wird vorzeitig abgepfiffen. Heute war so ein Tag. Das Derby in der verbotenen Stadt, beide Teams in der Tabelle so nichtsreißend unterwegs, dass sie motiviert sein mussten, wenigstens noch die Derbywertung irgendwie auf ihre Seite zu ziehen. Es hätte also ein packender, sogar ein hochklassiger Fußballnachmittag werden können.

Aber stattdessen gab es eine grausam fehlerhafte Kickerei, bei der Köln auch nur um Nuancen weniger kopflos agierte als der VfL. Immerhin brachten Baumgarts Rasenumpflüger ihre normale Arbeitshaltung auf den Platz, während es bei Daniel Farkes Elf ein Auftritt war, bei dem man nie wusste, ob gerade das Nicht-Wollen oder das Nicht-Wissen-Wie die Oberhand behalten würde.
Am Ende ist das 0:0 für Borussia noch das bestmögliche und auch das aussagekräftigste Ergebnis für diese Derby-Lotterie mit Nietengarantie.

Die Chancen waren auf beiden Seiten überschaubar, es wäre ein Märchen, wenn man glaubte, dass die Gastgeber aufgrund mehr Torgefahr den Sieg verdient gehabt hätten. Sie waren einfach nur präsenter, wirkten williger, bissiger - und deshalb hätte sich kein Gladbacher beschweren können, wenn auch dieses Auswärtsspiel verloren gegangen wäre.

Damit wäre eigentlich genug gesagt. Denn eine Erklärung für die zeitweise unsichere, zeitweise uninspiriert-lethargische und zeitweise schlampige Spielerei zu finden, die sich in dieser Rückrunde auf aufreibende Art und in unterschiedlicher Deutlichkeit durch die Leistungen fast aller Borussen zieht, überfordert mich schlichtweg. Wie viele andere Fans habe ich diese Saison aufgegeben, hoffe, dass Sie schnell und möglichst glimpflich vorbei- und ausgeht.

Doch so scheint es vielen Spielern auch zu gehen. Die auf dem Platz machen schon lange nicht mehr den Eindruck, dass sie gemeinsam etwas bewegen können (und wollen?). Der Trainer gibt wenig Impulse von außen, er verzichtet auf Auswechslungen, wo es nur geht und redet die Spiele schöner als sie sind. 

Das heute war "kein Filetstück von Fußball" - da hat Daniel Farke ja durchaus recht. Er könnte aber auch sagen - und das wäre ehrlicher und treffender -, dass das heute für alle Beteiligten und auch für Unbeteiligte so war, als ob man 90 Minuten auf einer schweißfüßigen Schuhsohle rumkauen musste. Soviel zum Vergleich mit einem feinen und zart gebratenen Stück Fleisch.

Am Ende kann man dieses missratene Gericht also nur schnell in die Tonne kloppen und sich ein Loch in den Bauch freuen, dass man noch mit einem Punkt in der Tasche aus dem Lokal rausspaziert ist - also quasi einen Teil der Zeche geprellt hat.

Das und die Hoffnung auf eine neue Saison, die wie durch ein Wunder eine Neuerfindung Borussias bereithalten könnte (wer daran im Moment glaubt, für den gilt wirklich die Diagnose "Optimismus-positiv") lässt mich im Moment die Spiele noch durchhalten. Aber die Enttäuschungen schlagen langsam ins Kontor.

Aber als wäre das alles noch nicht genug der Qual, hatte der DFB heute auch noch extra für uns einen weiteren Sargnagel für den Fußball nach Köln geschickt. Felix Zwayer und seine "unparteiischen" Kollegen bewiesen einmal mehr, dass bei Bundesliga-Referees Qualität kein Kriterium ist. Es war an Fehlentscheidungen alles dabei - Foul, Abseits, Aus, mal Gelb, mal nicht - es war eine unterirdische Leistung auf dem Platz, an der Seitenlinie und im Keller. 

Doch die Krönung war die Szene in der 15. Minute, die das Spiel merklich hätte beeinflussen können, nein - müssen. Da trat Kölns Hübers direkt vor den Augen des Schiris Florian Neuhaus im Strafraum von hinten das Standbein weg, ohne auch nur in der Nähe einer Ballaktion gewesen zu sein. Ein 350-prozentiger Elfmeter, den jeder in der Echtzeit und auch in jeder folgenden Zeitlupe problemlos erkennen konnte. 

Nur Zwayer nicht - und, was noch schwerer wiegt: VAR Sören Storks auch nicht, der sämtliche Zeitlupen zur Verfügung hatte und trotzdem keine Fehlentscheidung erkennen wollte. Wenn man diese Szene mal davon löst, ob Gladbach den Elfer überhaupt reingeschossen hätte oder auch von den Gesamtleistungen der Fußballer auf dem Platz - dann müsste so ein Versagen endlich einmal klare Konsequenzen haben. Solche Schiedsrichter haben in keiner oberen Spielklasse etwas zu suchen. Sie schaden dem Fußball, sie erschüttern die Glaubwürdigkeit und sie nehmen einem den Glauben daran, dass im Profifußball immer alles mit rechten Dingen zugeht. 

Fehlentscheidungen gehören zum Sport dazu. Das ist nunmal so. Um diese aber möglichst weit zu reduzieren, gibt es Hilfsmittel wie den Videoassistenten. Manche Streitfälle im Fußball sind interpretationsfähig, manche Regeln sind auch nicht scharf genug gefasst oder hilfreich, manchmal sind Szenen vielleicht auch durch Zeitlupen nicht eindeutig zu klären.
In diesem Fall bleibt mir allerdings keine andere Erklärung außer fehlendem Sachverstand und Absicht. Es ist für mich ungeachtet des weiteren Spielverlaufs ein Skandal, der nicht passieren darf, der aber wahrscheinlich doch wieder keine Konsequenzen für die beteiligten Referees hat. Und das macht mich heute auch Stunden nach dem Spiel noch genauso wütend wie die blinde Kickerei meiner Mannschaft. Habe fertig!                 

Saison 2022/23, Bundesliga, 26. Spieltag: 1. FC Dings - Borussia Mönchengladbach 0:0. 

Eine Nullnummer fast auch hier. Der Spendenstand steigt dank Jonas Omlins weißer Weste aber um einen Euro auf 105 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer Jonas Omlin (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

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