2023-04-15

Es ist, wie es ist

Nach 95 Minuten ist klar: Dieser eine Punkt beim Europa-League-Sieger ist ein Gewinn. Zur Halbzeit wäre er das nicht gewesen. Da hätte eine gut sortierte, konzentrierte Borussia durchaus mit mehr als 1:0 (durch einen zauberhaften Angriff über Neuhaus, Thuram und Hofmann) führen können. Das sah mit dem Ball und gegen den Ball tatsächlich so souverän aus wie lange nicht: Keine Unsicherheiten, klares, schnelles Spiel, gutes Verschieben, beherztes Verteidigen.

Doch auch aus dem sicheren eigenen Ballbesitz gelang es der Farke-Elf wieder nicht, mehr als zwei Chancen herauszuspielen. Und nach etwas mehr als 30 Minuten gab sie das Heft des Handelns Stück für Stück an die Gastgeber ab. Angesichts der letzten Minuten vor der Pause konnte man also schon froh sein, dass das Ergebnis bis zum Seitenwechsel so blieb.
Recht stabile fünf Minuten nach dem Wiederanpfiff gelangen dann noch, aber spätestens ab da musste man als Gladbach-Fan jederzeit mit dem Ausgleich oder Schlimmerem rechnen.
Die Eintracht hatte sich auf den Gegner eingestellt und spielte sich auch ohne Götze und Lindström langsam in den Offensiv-Flow und kam zu immer mehr Chancen. Borussia widerstand zwar auch weiterhin defensiv mit viel Einsatz, aber bis zum Schlusspfiff gelang es kaum noch, Entlastung über die Mittellinie zu bringen.

Ein langer Ball nach dem anderen flog aus der Verteidigungszone des VfL, und ein Angriff nach dem anderen rollte auf das Gladbacher Tor zu. Es brauchte mehrere Weltklasseparaden von Jonas Omlin und das eine oder andere Stück Glück, um die Führung überhaupt bis in die letzten Minuten festzuhalten.

Der späte Ausgleich dann war aber doppelt unglücklich. Denn erstens pfiff Schiedsrichter Sven Jablonski das wohl entscheidende 2:0 von Thuram auf  der anderen Seite zurück, weil er zuvor ein Stürmerfoul von Bensebaini im Kopfball gegen Hasebe gesehen hatte. Angesichts seiner sonst recht großzügigen Regelauslegung war das sicher kein Pfiff, der unbedingt hätte sein müssen. Umgekehrt hätte es dafür auch keinen Elfmeter gegeben.
Doch während der Qualitätspremiumsender Sky diese Szene weder hinterfragte noch auch nur ein zweites Mal zeigte, lief das Spiel schon weiter.

Und auf der anderen Seite traf Kolo Muani mit einem Drehschuss, den der eingewechselte Alario so gut verdeckte, dass Omlin ihn erst spät sah und ihn vergleichsweise leicht passieren ließ - zumindest, wenn man die Monsterparaden vorher zum Vergleich nimmt. Omlin nahm das 1:1 mit auf seine Kappe, aber das musste er eigentlich nicht, denn es hätte auch vorher besser verteidigt werden können und vielleicht müssen. Dummerweise war diesmal auch die allerletzte Rettung nicht zur Stelle. Alario hatte (knapp) nicht im Abseits gestanden, das Tor zählte.

Danach entwickelte sich nochmal eine packende, weil offenere Schlussphase, in der sich auch Borussia nochmal gefährlich vor Trapps Tor zeigte. In einer Szene hätte es sogar Elfmeter geben können, weil Alidou Hofmanns Bein blockte, als der zum Schuss ansetzte, doch Jablonski pfiff nicht (nachvollziehbar aus seiner Position) und Köln meldete sich nicht - was nach den geltenden Regeln (klare Fehlentscheidung) ok war, aber wieder einmal den Unsinn dieser VAR-Absprache zeigt. Hätte Jablonski gepfiffen, wäre auch dagegen kein Einspruch gekommen. Es bleibt kompliziert.

Insgesamt war ich mit der Leistung des Schiedsrichters aber einverstanden. Er pfiff meist richtig, auch wenn das Frankfurts Dauerpöbler selbst bei klarsten Fouls immer wieder in Frage stellen wollten. Die klare Foulstatistik von 16:5 ging durchaus in Ordnung.
Am Ende allerdings verlor Jablonski ein wenig die Linie. Und das führte dann wieder einmal dazu, dass Gladbach mit mehr Karten als der Gegner vom Platz ging. Beide waren fragwürdig.
Lars Stindls Foul war sein erstes, zudem kein überhartes Einsteigen. Koné Gelb wegen Schwalbe zu zeigen, war falsch. Denn der Franzose wurde von zwei Frankfurtern so bedrängt, dass er zu Boden gehen musste. Das war kein Elfmeter, aber den hatte Koné auch gar nicht gefordert oder ohne Kontakt provozieren wollen. So sammelte Stindl Karte 8 und Koné die 11., eine weitere Sperre ist also durchaus noch dirnn diese Saison. Und das ist bei beiden Spielern einfach nicht angemessen.

Auf der anderen Seite ging Rode ohne Karte raus, obwohl er in einer Szene gegen Neuhaus ziemlich heftig den Schlappen drauf gehalten hatte. Jablonski hatte da nicht einmal Foul gepfiffen.
Aber wie gesagt: alles im Rahmen, und von der Ausstrahlung und der Art, mit Spielern umzugehen, ist er eindeutig der besseren Schiedsrichter in der Liga.  

Was bleibt vom Ausflug an den Main? Eine gute erste Hälfte, ein ordentliches Aufblitzen dessen, was man sich von Borussia mit diesem Kader und Farkes Fußballansatz versprechen kann. Eine stressresistente Verteidigungsleistung, und durchweg hohen, leidenschaftlichen Einsatz des Teams, auch und gerade von oft gescholtenen Spielern wie Bensebaini und Thuram. 

Ein klarer Fingerzeig, wie wichtig der lange fehlende Julian Weigl für das derzeitige Gladbacher Spiel ist. Die erneute Einsicht, was für einen geilen Keeper und Führungsspieler uns der winterliche Sommer-Wechselzufall in die Mannschaft gespült hat.

Die Erkenntnis, dass noch viel dazu fehlt, ein Spiel über 90 Minuten so durchzubringen, wie man es sich vorstellt. Und die Befürchtung, dass das nicht zuletzt an der fehlenden Bereitschaft des Trainers liegt, sich im Spiel zu sehr von Veränderungen im Spiel des Gegners treiben zu lassen. Auch heute hätte ich mir durchaus gewünscht, Borussia hätte ein Mittel gefunden, sich aus dem Dauerdruck des Gegners besser zu befreien. Von der Bank nehme ich da einfach zu wenig Impulse wahr. Aber möglicherweise ist auch das ein Weg zu mehr Widerstandsfähigkeit im Spiel. Wer weiß.

Am Ende nehmen wir den Punkt an und begraben zugleich die letzten vielleicht noch irgendwo gebunkerten Hoffnungen auf einen europanahen Tabellenplatz. Im Moment ist das, was Borussia bietet, dafür auch einfach nicht genug - bei allem ehrlichen Engagement.

Saison 2022/23, Bundesliga, 28. Spieltag: Eintracht Frankfurt - Borussia Mönchengladbach 1:1. Tor: 0:1 Hofmann. 

Geht doch: Der Spendenstand steigt um einen weiteren Euro auf 109 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer Jonas Omlin (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

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