... und zweitens, als man denkt.
Glückwunsch Gladbach! Ein Zu-Null-Sieg über Wolfsburg bedeutet fast schon den frühzeitigen Klassenerhalt. Das ist nicht nur gefühlt eine wichtige Nachricht am Osterwochenende.
Aber Vorsicht: Das am Ende verdiente 2:0 könnte manch beunruhigende Beobachtung der vergangenen Wochen kaschieren - wenn man nicht so genau hinsieht.
Aber egal. Zuerst freue ich mich für die gesamte Mannschaft, die sich mit eigenen Mitteln aus einer schlechten Anfangsphase herausmanövriert hat. Ich freue mich für Nathan Ngoumou, der bisher kein einfaches erstes Jahr bei Borussia verlebt hat und gönne ihm das schöne erste Bundesligator. Es deutet an, warum man den Franzosen für relativ viel Geld an den Niederrhein gelotst hat.
Ich freue mich für Jonas Omlin, der seinen Kasten zum zweiten Mal in Folge sauber halten konnte, und für Nico Elvedi, der heute daran einen großen Anteil hatte.
Ich freue mich für Flo Neuhaus, der sich seiner alten Form annähert und für Tikus und Alassane Plea, denen es sichtlich gut tat, auch mal wieder mit einer schönen Torkombination aufzufallen.
Allerdings bleibe ich auch nach dem letztlch ungefährdeten Sieg gegen die VW-Werksmannschaft skeptisch, was die Übertragbarkeit auf die nächsten Spiele angeht. Zu oft hat sich da ein Aufwärtstrend schon als Strohfeuer erwiesen.
Auch heute schien das Drehbuch ein ganz anderes zu sein. Die ersten 30 Minuten waren mit das Schlechteste, was die Farke-Elf in dieser Saison gezeigt hat. Kein Selbstvertrauen, zu wenig Bewegung im Spielaufbau, dadurch keine vernünftige Anspielstationen und durch schlampiges Spiel und wenig Hilfe vom Nebenmann dann auch teils haarsträubende Fehler.
Das Offensivspiel war eine Farce, bis zur 21. Minute tauchten die Gladbacher überhaupt nicht mit einem zielführenden Angriff in der Hälfte der Gäste auf. Danach auch noch eher zufällig. Der hasenfüßige Auftritt des Teams und das Abtauchen auch von erfahrenen Spielern wie Kramer und Stindl in dieser Phase ließ nichts Gutes ahnen.
Und es wirkte überspitzt gesagt teilweise so, als hätten die Spieler untereinander eine Wette laufen, wer es schaffen würde, dass Daniel Farke ihn noch vor der Pause leistungsbedingt auswechselt.
Somit war das Wolfsburger 1:0 nach einem Ballverlust zum Haare-Raufen von Kramer und Bensebaini nichts anderes als verdient. Und es war ausschließlich das Glück der vorgeschobenen Fußspitze, dass es dann doch nicht zählte.
War das - inklusive der Unterbrechung durch den VAR-Check - schon der Game-Changer?
Schwer zu sagen, denn Borussia kam danach zwar zu ersten Torschüssen. Doch das 1:0 durch Ngoumous beherzten Schuss in die Ecke kam nun wirklich aus dem Nichts. Wölfe-Torwart Casteels präsentierte den entscheidenden Fehlpass auf dem Silbertablett, und dass Ngoumou tatsächlich so kaltschnäuzig abschließen würde, hielten selbst die Wolfsburger offenbar nicht für möglich.
Das Gegentor brachte die Gäste allerdings aus dem Konzept, und sie suchten fortan vergeblich nach der Selbstverständlichkeit, mit der sie die bräsigen Gladbacher in der Anfangsphase nach Belieben dominiert hatten. Sie fanden sie nicht wieder, das wurde von Minuten zu Minute deutlicher. Borussia hingegen kam immer besser in die Zweikämpfe, profitierte dabei das eine oder andere Mal auch von der großzügigen Linie des guten Schiris Timo Gerach, der das Spiel angenehm sachlich und ruhig leitete und auch Aggro-Maxi Arnold schnell den Wind aus den Segeln nahm, wenn der zum Beschweren vorbeikam.
Das 2:0 nach einer hübschen Franzosen-Kombination aus Flanke Ngoumou, Kopfball-Ablage Plea und Kopfball-Vollendung durch Thuram entschied dann das Spiel relativ früh nach gut einer Stunde, denn auch wenn Gästetrainer Kovac wechselte, was das Zeug hielt, seine Mannschaft fand kaum noch in gefährliche Zonen. Mit ein wenig Glück des Tüchtigen verteidigten Itakura und Co. alles, was Richtung Omlins Tor kam, relativ sicher weg.
Tatsächlich wechselte der Trainer diesmal auch früher als erwartet, leider auch einmal gezwungenermaßen wegen Scallys Verletzung. Auch das hatte wenig Einfluss aufs Spiel, und das ist ja auch eine halbwegs gute Nachricht.
Gibt das Erfolgserlebnis jetzt nochmal Auftrieb für einen beherzten Schlussspurt einer Mannschaft, die ihr Gesicht im Sommer gehörig verändern wird? Ich hoffe es auch nach diesem Spieltag wieder. Sicher bin ich mir nicht.
Allerdings fand ich es bemerkenswert, dass heute nach dem Spiel in Marcus Thuram einer der zuletzt am meisten kritisierten Spieler zu einem seiner seltenen Interviews kam und sich sehr vernünftig verkaufte, inklusive Dank an die Fans. So ganz egal scheint es eben doch keinem zu sein, wie er gesehen wird.
Am meisten Pluspunkte können Tikus und seine Kollegen allerdings natürlich auf dem Spielfeld machen.
Es wäre für uns alle gut, wenn ihnen das zum Ende der Saison noch mal gelingen würde. Denn auch die Fanszene wirkt zunehmend zerrissen im Wechselbad der Gefühle, das in diesem Jahr zur Normalität geworden ist.
Saison 2022/23, Bundesliga, 27. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - VfL Wolfsburg 2:0. Tore: 1:0 Ngoumou, 2:0 Thuram.
Geht doch: Der Spendenstand steigt um drei Euro auf 108 Euro.
Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer Jonas Omlin (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
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