2023-04-23

Abrieb

Es kam wie erwartet. Ein 0:1 gegen Union Berlin nach einem unattraktiven Spiel. Ein Ergebnis, das man nicht einmal mit Vereinsbrille als unverdient bezeichnen kann, weil Borussia trotz guten ersten 20 Minuten und ein paar druckvollen Versuchen nach dem Rückstand einfach nichts produziert hatte, was man ernsthaft als Torgefahr bezeichnen konnte.

Dass das Spiel dennoch nicht torlos endete, lag an einem Angriff, der so typisch ist für eine Mannschaft, die offensiv zu 90 Prozent von Flanken, Standardsituationen und lang rausgedroschenen Bällen auf schnelle Stürmer lebt. Und genauso typisch für die andere Mannschaft, die trotz sonst heute recht konzentrierter Verteidigung immer wieder dafür anfällig ist, sich dann doch vom Gegner wie Schuljungen dastehen zu lassen. 

Diesmal reichte eine unbedrängte Halbfeldflanke von Roussillon auf Becker, die keiner verhinderte und die Elvedi unterschätzte. Selbst wenn nicht, wäre das aus dem Nichts eine 1gegen1-Situation im Strafraum gewesen - so aber stand Becker ganz allein vor Omlin und vollendete durchaus sehenswert ins Eck, ohne den Ball vorher anzunehmen. Ein schicker Abschluss, außer für Gladbach-Fans.

Der Rest ist unangenehme Pflicht. Denn wieder schaffte es die Elf von Daniel Farke nicht, die gute Anfangsphase zu nutzen oder gar auszubauen. Nach einer halben Stunde hatte Union sich auf den variablen Spielaufbau der Borussia eingestellt, und nahm dem Gegner damit wie gewohnt den Raum zum Spielen und sorgte in den Zweikämpfen für viel Abrieb. Und wie so oft fand der VfL im Anschluss keine Mittel mehr, den Gegner zu beeindrucken. Und auch nicht, wirklich zwingende Chancen herauszuarbeiten.

Etwas Bewegung verschaffte nach dem Rückstand nochmal ein Vierfachwechsel von Farke (!!) schon in der 69. Minute (!!!), doch er wirkte weniger selbst inspiriert, sondern eher wie ein Nachgeben gegenüber all jenen, die dauernd fordern, dass Bensebaini und Thuram raus und stattdessen Netz und Ngoumou als Zukunftslösungen in die Startelf sollen. Das ist aus meiner Sicht so nicht gerechtfertigt, aber immerhin ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Doch besser wurde es unter dem Strich dadurch auch nicht.

Der Tiefpunkt der Partie war dann die verletzungsbedingte Auswechslung von Marcus Thuram kurz vor Schluss, bei dem Daniel Farke den Innenverteidiger Marvin Friedrich ins Sturmzentrum beorderte, also den Spieler, dem er in der Defensive seit Monaten sichtbar gar nichts zutraut. Er sollte also ernsthaft die erste Option sein, um vielleicht doch noch einen Punkt zu ergattern. Ein schlechter Witz, sonst nichts. Dabei hätte mit Herrmann jemand bereitgestanden, der wenigstens vernünftige Standards schießen kann, dafür hätten Plea oder Ngoumou ins Sturmzentrum wechseln können. Es kam wie erwartet: Friedrich jedenfalls gewann auch offensiv keinen (Kopf-)Ball. 

Und als Jonas Hofmann dann die vielleicht letzte Chance hatte, einen guten Freistoß in den Strafraum der Gäste zu treten, wo inzwischen auch der Gladbacher Torwart lauerte, löffelte er den Ball - fast typisch für dieses Spiel - zu kurz und zu weich mitten in den Pulk von Union-Schwerathleten, sodass der fast logische Konter vom eingewechselten Ex-Gladbacher Sven Michel (ausgerechnet!) zum vermeintlichen 2:0 ins Tor geschossen wurde.

Dass dieser Treffer dann doch keine Anerkennung fand, und die an diesem Abend wieder einmal unsäglich inkompetenten DAZN-Kommentatoren sich nicht zu blöd waren, sich noch ein weiteres Mal zu blamieren, diesmal durch Nichtverstehen der Abseitsregel (Torwart Omlin befand sich ja weit hinter dem Ball, und nur ein Gladbacher in der eigenen Hälfte), das war dann mein persönliches Highlight der Partie. Und das meint alles. 

Dass die Gäste ihre Art "Fußball" dann nächste Saison voraussichtlich in die Champions League bringen wird, kann ich nicht ändern. Auch wer Meister wird, ist mir scheißegal. Für mich zählt Borussia, und da sehe ich bisher herzlich wenig, was mir Hoffnung für einen guten Abschluss der Saison und eine Verbesserung in der nächsten macht. Für diese Saison bleibt nur noch ein Ziel, an das ich aber derzeit auch nicht mehr so recht glaube: am Ende vor dem 1.FC K*** einzulaufen. Wir werden sehen, ob wenigstens das gelingt.

Schiedsrichter Martin Petersen spielt diesmal keine Rolle. Nicht, weil er gut gepfiffen hätte - da war durchaus viel Luft nach oben. Er war aber auch kein entscheidender Faktor in diesem Spiel, und deshalb auch in diesem Text nicht.

Saison 2022/23, Bundesliga, 29. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - FC erfolgreicher Terrorfußball Berlin 0:1.

Der Spendenstand bleibt bei 109 Euro stehen.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer Jonas Omlin (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

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