2023-03-06

Gewonnene Stärke, verlorene Nerven

Das Auf und Ab geht weiter. Alle zwei Spiele kann man sagen: Geht doch. Das Spiel gegen den SC Freiburg war ansehnlich, Borussia verteidigte überwiegend - wenn auch nicht in allen Spielphasen - sicher, und hielt den Gegner mit viel Willen, Einsatz und Widerstandskraft weitgehend aus den gefährlichen Zonen in der eigenen Hälfte heraus. Das ist wieder ein Fortschritt, dessen Halbwertszeit allerdings gewohnt unbekannt ist.

Dafür belohnte sich die Farke-Elf diesmal mit einem der in dieser Saison seltenen Zu-Null-Spiele - und das verdient. Nach vorne erspielte sich die Mannschaft einige gute Gelegenheiten, vertändelte ein paar andere Angriffe zu leichtfertig. Dass sie nicht wenigstens eine der guten Chancen zum vielleicht an diesem Nachmittag schon goldenen Tor nutzte, war das, was man ihr in dieser Partie vorwerfen kann. 

Der Rest war mehr als solide und eigentlich auch das, was man von der Mannschaft öfter als nur ab und zu erwarten können sollte. Ob die Mannschaft dies aber im kommenden Spiel in Leipzig bestätigen kann - ich vermag es auch diesmal nicht zu sagen.

Das war das Positive am Spiel. Das Negative, was kurz vor dem Ende in Ramy Bensebainis Platzverweis seinen unrühmlichen Abschluss fand, hatte sich über das Spiel hinweg aufgebaut. Und es hatte einen wichtigen Einflussfaktor: den Schiedsrichter.

Regeltechnisch gibt es an der Gelben Karte gegen Marcus Thuram, der den Ball nach einem Foulpfiff wegwarf, nichts auszusetzen. Auch für Bensebainis Ball ins Aus kicken nur drei Minuten später kann man nach Regel und dem aktuellen Auslegungs-Commitment eine Verwarnung zeigen, auch wenn dies nicht in Zeitspielabsicht, sondern sichtbar aus Frust über einen weiteren Foulpfiff gegen Gladbach passierte - und mit weniger Intensität als bei Thuram zuvor.

Dass Bensebaini anschließend dem Schiedsrichter Applaus ironisch klatschte und ihm Daumen hoch signalisierte, war auch eine Verwarnung, keine Frage. Dass der Algerier Schiedsrichter Benjamin Brand bei seinem Abgang mit gut hörbaren Schimpfwörtern bedachte, wird ihm möglicherweise noch eine längere Sperre einbringen als nur das eine Spiel für Gelb-Rot. Auch das wäre in Ordnung, denn bei aller Emotionalität haben solche Beleidigungen auf dem Platz nichts zu suchen.

Das alles muss man akzeptieren, das Fehlverhalten lag in diesen Situationen zweifellos bei den Spielern. Dennoch macht mich nicht nur die Überreaktion der Spieler wütend, sondern die Vorgeschichte, an der Schiri Brand mit seiner schwachen Leistung einen großen Anteil hatte. 

Es ist nichts Neues, dass dieser Schiedsrichter häufig große Schwierigkeiten mit der korrekten Zweikampfbewertung und mit der Gleichbehandlung von Vergehen auf beiden Seiten hat. Dem Spiele dadurch leicht entgleiten, weil sich eine oder auch mal beide Mannschaften benachteiligt fühlen. Das kompensiert Brand dann im Stile von Tobias Stieler vor allem mit der humorlosen Maßregelung von protestierenden Spielern. 

Das ist ein Problem, denn bei dieser Kombination kommt es schnell mal dazu, dass sich Frust und Wut bei Spielern aufstauen. Das war in diesem Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit von Minute zu Minute mehr spürbar. Brand entschied vor allem in 50:50-Situationen ständig zu Ungunsten der Borussia. Vor allem in den letzten 10 Minuten lag er dann bei ausnahmslos jedem Pfiff gegen Gladbach auch noch grob daneben.
Die Balleroberung von Koné, bei der Brand Gladbach zu Unrecht einen aussichtsreichen Konter wegpfiff, war kein Foul, sondern eine regelkonforme Balleroberung - im übrigen eine Situation, die man im Fall der Fälle vom VAR hätte überprüfen lassen können, wenn man erstmal hätte weiterspielen lassen.
Insofern war Thurams Protest in der Sache gerechtfertigt, genauso wie der von Bensebaini kurz darauf, weil dort der (neben dem starken Alassane Plea) sehr präsente Chris Kramer glasklar den Ball gespielt hatte. Zusammen mit einem weiteren falschen Pfiff gegen Elvedi im Mittelfeld verschaffte Brand den Freiburgern somit allein in den letzten zehn Minuten drei unberechtigte Freistöße in der Hälfte des VfL, die zum Glück ohne Folgen blieben.

Dass in so einem engen Spiel in der Schlussphase auch bei den Spielern die Nerven blank liegen, ist nicht verwunderlich. Wenn aber der fehlende Überblick des Schiedsrichters dafür der Hauptveranwortliche ist, wird es echt ärgerlich. Gladbach hatte am Ende sechs Verwarnungen auf dem Kerbholz, davon allein vier (Thuram, 2x Bensebaini und Farke - ebenfalls nach einem falschen Pfiff von Brand) wegen berechtigter, aber im Ton und Verhalten nicht angemessener Kritik an Schiedsrichterentscheidungen. Die teilweise sehr rüde agierenden Freiburger hatten insgesamt nur zwei Verwarnungen, davon eine wegen des Blockierens eines Freistoßes. Es hätten wegen Fouls gut zwei bis drei mehr sein müssen, und wenn man den Maßstab von Lienhardts Verwarnung wegen zu kurzem Abstand beim Freistoß anlegt, wie es ja in der Rückrunde streng gehandhabt werden sollte, dann hätte er in den folgenden Minuten zwei weitere Karten an Gästespieler verteilen müssen. Tat er aber nicht. Und das ist problematisch.

Zm Schluss auch noch was zum zurückgenommenen Elfmeter: Es war völlig korrekt, den Strafstoß zu kassieren, es war auch in Ordnung, Thuram keine Gelbe Karte zu geben. Hier haben also Brand und sein VAR vernünftig funktioniert. Beschweren hätte sich Thuram aber auch nicht dürfen, wenn der Schiri das nachträglich als Schwalbe eingestuft und ihn verwarnt hätte. 

Auch hier ist es in erster Linie mal der Spieler, der sich falsch verhalten hat. Denn es ist nicht das erste Mal, dass Tikus bei leichtesten Berührungen im Strafraum fällt. Es ist äußerst kontraproduktiv, dies so zu tun wie am Samstag, wo es durch die Fernsehbilder auch noch so leicht aufzulösen ist - weil Thuram bei den Schiedsrichtern längst diesen Diver-Ruf weg hat und schon jetzt kaum noch Fouls für sich gepfiffen bekommt.
Es ist andererseits aber auch so, dass gerade er als großer Spieler schon irgendwie auffälliger fallen muss als andere, um gerechtfertigte Freistöße oder Elfmeter zu bekommen. Denn es gab auch schon eine Reihe von Aktionen, wo ihm klare Foulpfiffe oder Elfmeter versagt wurden - beste Beispiele waren die beiden in der Schlussphase gegen die Bayern vor zwei Jahren. 

Ärgerlich ist das allemal. Richtig widerlich ist allerdings, wie Sky unter anderem in Person von Matthäus und Hamann - und natürlich in deren Windschatten Krawallschmierer wie Christian Hornung von der Bildzeitung - daraus dann eine Kampagne gegen den Spieler Thuram (und auch gegen Bensebaini) machen. Da werden plötzlich zum Beispiel nachträgliche Sperren für "dreiste Schwalben" gefordert - als ob diese Szene in der Liga besonders ungewöhnlich gewesen wäre. Es ist noch nicht lange her, da bekam Hertha gegen Gladbach einen fast ebenso lächerlichen Elfmeter geschenkt, bei dem Tousart förmlich nur vom Fahrtwind von Konés Bein zu Boden gestreckt worden war. 

Doch was soll ich mich weiter aufregen. Das Messen mit zweierlei Maß durch Schiris und "Experten" ist Woche für Woche Alltag in der Liga. Es gibt eine Reihe von Schiedsrichtern, die die Klasse für diese Liga nicht haben. Und es ist keine Besserung in Sicht. Man kann als Spieler und als Fan jedes Mal immer nur hoffen, dass man am nächsten Spieltag nicht zu stark von anderen Faktoren als dem Gegner beeinträchtigt wird. Und das ist eine sehr bittere Erkenntnis. 

Saison 2022/23, Bundesliga, 23. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - SC Freiburg 0:0. 

Tobi Sippel bleibt ohne Gegentor, das freut mich und bucht einen weiteren Euro dazu. Spendenstand jetzt 102 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer Jonas Omlin (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

5 Kommentare:

  1. Na ja. Der größte Fehler des Schiris war, dass er Thuram für die Schwalbe kein Gelb gegeben hat. Und Stindl hätte sich auch nicht beschweren dürfen, wenn er für seinen Knöchelbrechertritt Rot gesehen hätte. Insofern ausgleichende „Gerechtigkeit“ des wirklich wieder einmal überforderten Schiedsrichters. Bensebaini wird ein paar Spieltage fehlen. Das Leistungsniveau wird dadurch nicht wesentlich sinken und Netzt kann sich mal beweisen.

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  2. Das sehe ich ähnlich wie mein Vorredner...bei den im Spielbericht beschriebenen Situationen, geht es (mit hoher Wahrscheinlichkeit) um zwei abwanderungswillige Spieler, deren Verhalten auf dem Platz ein ums andere mal einfach nur peinlich und zum fremdschämen ist.
    Der eine sieht sich als "Star-Stürmer" und mutiert dabei immer mehr zum Schwalben-König der Liga...der andere hat seine Emotionen nicht im Griff (Vorgeschichte hin oder her), dem die daraus folgenden Konsequenzen schlichtweg egal erscheinen.
    Und beide Spieler haben offensichtlich mit dem Kapitel Borussia im Kopf bereits abgeschlossen....
    Auf solche "Typen" kann ich als langjähriger Fohlenfan (seit 1973) gut und gerne verzichten und hoffe, dass diese Schmierenkomödie im Sommer endlich ein Ende hat !!

    Lot jonn....

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  3. Das mag ja alles sein. Und dass Thuram - wir erinnern uns an die Spukgeschichte- kein unbeschriebenes Blatt ist, braucht man nicht noch extra zu erwähnen. In abgeschwächter Form gilt das auch für Bense.
    Ob die Borussia aber in der nächsten Saison besser und glücklicher ohne die beiden durch ihre Spiele kommt, gilt es abzuwarten.

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  4. Was leisten eigentlich Spieler wie ein Kramer oder ein Hofmann auch Stindel im Spiel über 90 Minuten außer quer und zurück spielen. Das kann doch nicht mehr sein. Ein Idakura der jeden Ball quer oder dem Torwart zurückspielt. Ist das Fußball gespielt, als hoch bezahlte Profis, die nichts anderes machen als Fußballspielen. Es kann doch nicht mehrsein, das nur ich das so sehe. Schaut doch einmal dem Kramer über 90 Minuten zu. Immer das gleiche Schlafwagentempo kein eins gegen eins oder einmal nach vorne preschen und einen schönen vor allem genauen Pass spielen, gibt es nicht. Ein Lichtblick ist Manu Kone mit 19 Jahren, der ist jetzt schon um Klassen besser als die oben genannten Superstars. Genauso dieser Neuhaus, war zwar verletzt, ein total Ausfall. Was diese spieler leisten, kann jeder Amateurspieler auch.

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  5. Hätte nichts dagegen, wenn man diese Null - Bock - Spieler wie Thuram und Bensebaini für die restlichen Spiele auf die Tribüne setzen würden. Bei Bensebaini hat sich das schon erledigt, wird wohl sehr lange gesperrt. Dem würde ich noch dazu eine saftige Geldstrafe verpassen, die auch richtig weh tut. Bin froh, wenn ich diese beiden Söldnern nicht mehr sehe.

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