Es ist zum Haareraufen. Wieder ein über weite Strecken der Partie hervorragender, kämpferisch wie spielerisch überzeugender Auftritt des VfL, ein toller Champions-League-Abend mit Riesenstimmung im Park. Und am Ende standen doch nicht die erhofften drei Punkte zum sicheren Überwintern in der Euro League, sondern nur ein Punkt, den man immerhin mit Zähnen und Klauen verteidigte - der Gladbach gleichwohl mehr nützt als den Grün-Weißen aus Schottland.
Insgesamt gesehen muss Borussia mit dem Punkt auch zufrieden sein, denn Celtic dominierte die letzte halbe Stunde des Spiels und drückte die Gastgeber zunehmend in die eigene Hälfte. Aus dieser Umklammerung konnte sich die nach großem Kampf sichtlich immer müder werdende Schubert-Elf nach dem Platzverweis gegen Julian Korb kaum noch befreien.
Ärgerlich ist das deshalb, weil Stindl und Co. vor dem Ausgleich vier oder fünf erstklassige Chancen ausließen, um das Spiel vorzeitig zu entscheiden - und darunter natürlich einmal auch der schon obligatorische "Aluminiumtest" war, diesmal von André Hahn. Auch in Unterzahl hätte der "lucky punch" noch gelingen können, aber es sollte auf der ganz großen Fußballbühne wieder einmal nicht sein - weil keiner den Sack zumachte, wie es André Hahn vor zwei Wochen in der schottischen Fußballstadt getan hatte.
Allerdings, und das gehört auch zur Wahrheit dazu, verkauften sich die Glasgower Bhoys diesmal vor allem in der zweiten Halbzeit deutlich besser als im Hinspiel und auch sie hatten mehrere Top-Chancen (inklusive Pfostentreffer), bei denen uns Borussenfans der Atem stockte.
So fair wie die Celtic-Anhänger nach dem Spiel in ihrem "Paradise" anerkannten, dass Borussia verdienter Sieger gewesen war, muss man heute zugeben, dass sich die Gäste den Punkt ebenfalls redlich erarbeitet hatten. Die Überzeugung, dass sein Team gar den Sieg verdient gehabt hätte, dürfte Celtic-Coach Brendan Rodgers allerdings ziemlich exklusiv haben.
Dass den Gästen die harte Entscheidung gegen Korb (Gelb hätte es auch getan) dabei half, ist wahr, aber das hilft auch nicht weiter, da der Angriff von Celtic von der VfL-Defensive in dieser Szene insgesamt schlecht verteidigt - und der Elfmeter eigentlich vermeidbar war.
Was nimmt man mit aus diesem emotionalen Abend? Dass Thorgan Hazard und Raffael bald wieder voll eingreifen können und das Angriffsspiel des VfL beleben. Hazard zeigte schon heute eine bravouröse Partie. Gut war auch, dass die Abwehr erneut konzentriert und weitgehend dicht war, mit einem über sich hinauswachsenden Nico Elvedi, einem Jannik Vestergaard, der immer besser in Fahrt kommt, einem ballsicheren Offensivverteidiger Julian Korb, der sich auch hinten in den Zweikämpfen meist sehr geschickt verhielt sowie in Kramer und Strobl zwei Arbeitsbienen, die den Borussenmotor ständig in Gang halten und humorlos alles abräumen, was dem Gladbacher Tor gefährlich werden will. Beide bewiesen auch heute, dass sie immer wieder über ihre Leistungsgrenze zu gehen bereit sind und keinem knackigen Zweikampf aus dem Weg gehen.
Das gilt natürlich auch für die Dauerläufer Stindl, Hahn und Johnson, den heute nur einmal mehr seine Abschlussschwäche von Bestnoten trennte. Eindrucksvoll, dass Borussia trotz 20-minütiger Unterzahl am Ende nur 1,5 Kilometer weniger gelaufen war als der Gegner. Das zeigt aber auch, dass die Müdigkeit sich noch nicht leistungshemmend in die Köpfe geschlichen hat, wie mancher es angesichts der etwas matteren Auftritte zuletzt schon befürchtet hatte.
Auch wenn das Ergebnis letztlich enttäuschend ist, gibt es keinen Grund, Trübsal zu blasen. Borussia ist in der Königsklasse im Soll, braucht im Prinzip noch einen Punkt, um Platz drei endgültig zu sichern. Das hat man selbst in der Hand, auch wenn die kleine Chance, vielleicht doch noch Platz zwei anzugreifen, heute wohl dahingegangen ist.
Dass Kramer und Korb gegen Man City gesperrt fehlen werden, macht dieses Szenario auch nicht wahrscheinlicher.
Hoffnung für die Bundesliga machen die Rückkehrer Raffael und Hazard, die helfen sollten, das Spiel am Freitag bei der Hertha spielerisch wieder überzeugender und auch erfolgreich gestalten zu können. Danach ist Pause zum Durchschnaufen, die Länderspielpause ist diesmal ausnahmsweise wohl für alle eine willkommene Auszeit,m bevor es in den Endspurt der Vorrunde geht. Machen wir das Beste daraus, für mich zeigte die Formkurve der Mannschaft heute wieder deutlich nach oben. Und irgendwann muss sich das ja auch wieder in Toren statt in Pfosten- und Lattentreffern auszahlen.
Champions League, Gruppenphase, 4. Spieltag (1.11.16): Borussia Mönchengladbach - Celtic Glasgow 1:1 (Tor für Borussia: 1:0 Stindl)
Ein Sieg wäre verdient gewesen. Klar gibt's was zu verbessertn und ja die Punkt- und Torausbeute macht nicht glücklich, aber mit der Einstellung von Dienstag können wir in Berlin was mitnehmen. Kleiner Trost: Die Fans von Celtic haben den Punkt verdient. Ein total sympatischer, freundlicher, gesangfreudiger Auftritt - haben mit den Jungs 3 Stunden lang vor dem Spiel um die Wette gesungen. Ergebnis wie im Spiel 1:1; beim Trinken klare Führung der Schotten ...
AntwortenLöschenKlingt nach einem tollen Erlebnis! :-)
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