2016-12-17

Dejavu in der Puppenkiste

Das war endlich wieder die Mannschaft, wie man sie kennt. Leider gilt dieser Satz heute nicht für Borussia, sondern für den Gegner FC Augsburg. Kratzen, beißen und vor allem treten, fußballerisch unterlegen sein und doch am Ende irgendwie siegreich gegen den VfL - das prägt die Geschichte dieser beiden Teams in der Bundesliga eigentlich seit Jahren.

Und es kotzt mich langsam an. Weil beide Teams fußballerisch deutliches Besseres drauf haben als sie heute in der prekären Tabellensituation boten. Und weil - wie um uns Gladbach-Fans noch zu verhöhnen - ausgerechnet dem Ex-Gladbacher Hinteregger das glückliche Siegtor gelingt. Immerhin, diesmal nach einem klaren Abwehrfehler und nicht wie vor einigen Jahren durch einen abgefälschten Freistoß. Damals hieß der Schütze Callsen-Bracker. Und ja, auch der einst zukünftige Neuzugang André Hahn hat der Borussia schon Tore eingeschenkt. Umgekehrt bekommt er das leider nicht hin, so wie ihm derzeit überhaupt wenig gelingen will.

Die Lage bleibt also weiterhin ernst. Die Auswärtsschwäche auf Prä-2010-Niveau, das Tabellenende in Sicht, eine Niederlage gegen eien unmittelbaren Konkurrenten, erneut kein Tor und kaum nenenswerte Torchancen: Borussia, das ist zu wenig!

Die solide Defensivleistung verdient dennoch ein Lob, das Zweikampfverhalten war in Ordnung, das Gegentor der einzige gravierende Fehler in der Defensive. Borussia war über 90 Minuten die bestimmende Mannschaft und die Spieler wirkte bei weitem nicht so verunsichert wie gegen Mainz - das zugegebenermaßen auch viel aggressiveres Forechecking betrieben hat als Augsburg.

Aber dafür war der Sturm erneut ein laues Lüftchen, die erspielten "Chancen" und auch die Ausführung der Standardsituationen einfach nicht bundesligareif. Die defensive Sicherheit wird, wie übrigens phasenweise auch unter Favre, mit Harmlosigkeit vorne erkauft. Und da überdies Verletzungen und Krankheiten ein großes Loch in den Kader gerissen haben (und zum Beispiel kein echter Flügelspieler mehr übrig ist), spielt auch das eine Rolle. Hazard und Hahn haben die Außenpositionen zwar auch früher schon gespielt, richtig effektiv waren sie aber nur, wenn sie durch die Mitte kamen oder im Wechselspiel mit Raffael und Stindl viele Freiräume auf dem Platz hatten. Das hat in der Hinrunde nur selten geklappt, angesichts der Ergebniskrise hat Schubert offensichtlich auf ein starreres Korsett umgestellt, um die Ballance nach hinten besser hinzubekommen.
Dasfunktioniert, seitdem stockt es dafür im kreativen Spiel nach vorne, die Überraschungsmomente bleiben aus. Die Folge: der Ball zirkuliert eher seitwärts oder rückwärts, der steile Pass nach vorn kommt nicht, oder es wird zu langsam gespielt, um die gegnerischen Abwehrketten zu durchdringen.

Ein Wort muss ich leider auch heute wieder über den Schiedsrichter verlieren. Wenn ich sehe, wie rücksichtslos Christoph Kramer an der Außenlinie mit Anlauf aus dem Spiel gegrätscht wird, und der Übeltäter Usami bekommt nicht einmal eine gelbe Karte, dann verstehe ich das einfach nicht mehr. Auch Raffael hat heute mehrfach ganz üble Tritte einstecken müssen, teilweise ohne dass Tobias Stieler das überhaupt als foulwürdig ansah. Ich finde es ok, wenn ein Schiri möglichst ohne Verwarnungen auskommen will.  Doch das gelingt nur in seltenen Fällen.
Das Spiel heute war auch nicht besonders giftig, aber es wurde viel gefoult und das muss wenigstens konsequent geahndet werden.
Kramer wird uns nach dieser Aktion voraussichtlich eine ganze Weile fehlen, auch bei Raffael bin ich noch nicht sicher, ob er am Dienstag wieder fit sein wird, nachdem er heute gegen seine Gewohnheit mehrfach auf dem Platz liegenblieb.

Na klar, Gladbach hat sich selbst in den Tabellen-Schlamassel reinmanövriert. Aber vom Unparteiischen muss man erwarten, dass er wenigstens die Akteure vor solch rohem Spiel schützt. Dass die Augsburger in dieser Hinsicht immer forscher zu Werke gingen, als sie merkten, dass Stieler nicht einschritt und sie selbst bis dahin nur wenig Zugriff auf ihre Gegner bekamen, das war schon in der ersten Halbzeit zu sehen. Dass es dann in einer solchen Verletzung gipfelt, ist umso bitterer.  

Das alles lässt wenig positiv nach vorne blicken und macht einen Sieg gegen Wolfsburg am Dienstag schon zum Muss. Doch mit welchem Personal? Dass die Ersatzbank keine richtigen Alternativen bietet, ist nun schon seit einigen Wochen zu beobachten. Ich persönlich hätte heute gern mal Djibril Sow statt Hofmann gesehen. Ein schneller, im Zweikampf durchaus geschickter Mittelfeldspieler, der mir in Vorbereitungsspielen immer sehr gut gefallen hat. Er müsste jetzt knapp zwei Jahre bei Borussia sein. Wäre vielleicht mal einen Versuch wert, einen jungen unbekümmerten Spieler ins kalte Wasser zu werfen.
Und irgendein Reiz muss ja mal gesetzt werden - vor allem für die Spieler, die für die Startelf bisher keine Rolle spielen.

Bundesliga 2016/17, 15. Spieltag (17.12.16): FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 1:0

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