2018-04-01

Kein Mittel gegen Mittelmaß


Für ein Remis gibt es in der Liga einen Punkt. Immer. Und doch können Unentschieden-Spiele so dermaßen unterschiedlich verlaufen, dass sie nichts gemein haben - außer eben der Tatsache, dass es dabei für beide Teams einen Punkt in der Tabelle gibt. Über das 3:3 gegen Hoffenheim habe ich genug geschrieben. Über das heutige 0:0 ist fast jedes Wort zu viel.

Seit der Energieleistung gegen die TSG hatte Borussia zwei Wochen Zeit, um wieder genesene Spieler trainingstechnisch an die erste Mannschaft heranzuführen. Es gab keine neuen Verletzten, und am Spieltag endlich wieder eine von der Papierform ansehnliche Startelf ohne Verlegenheitslösungen. 
Kurz und gut: Vor dem Spiel hatte ich die Hoffnung, dass in dieser Saison vielleicht doch noch mal etwas möglich sein könnte. Ein Ruck, der angesichts der besseren personellen Perspektiven durch die Mannschaft geht. Der sie beflügeln könnte. Eine kleine Siegesserie, eine Wende zum Besseren. Ein versöhnlicher Abschluss für diese beknackte Spielzeit und eventuell am Ende doch noch ein Plätzchen an der europäischen Sonne - wer weiß. Doch ich täuschte mich, einmal mehr.
Denn für mehr als ein mageres Pünktchen bei den angeschlagenen, aber zweifellos kämpferisch erfahrenen Mainzern hätte die Mannschaft die Form, die Kreativität und den Willen vom Hoffenheim-Spiel mit nach Rheinhessen nehmen müssen. 
Stattdessen aber war die Mannschaft, vor dem Mainzer Abstiegskampfmodus ja ausgiebigst gewarnt, schon mit wenig zufrieden. Der VfL verwaltete in der ersten Hälfte ein lebloses Spiel mehr oder weniger geschickt. Kramer und Co. hielten einen mittelmäßigen Gegner sicher in Schach, mehr nicht. Gladbach passte sich, dem Gegner an, anstatt dessen vorhandene Verunsicherung zu nutzen und sich als die dominierende Mannschaft zu präsentieren, die alle - auch die Konkurrenz - in ihr doch eigentlich sehen. 
Bis auf wenige Ausnahmen sah sich das Aufbauspiel einmal mehr ratlos einem Neun-Mann-Abwehrbollwerk gegenüber und versuchte die Verlegenheit darüber durch Quer- und Rückpässe aufzulösen. Und wenn es doch einmal einen guten Einfall, einen schnittigen Pass durch die Mainzer Abwehr gab, wurde die Chance verstolpert oder mit einem Pass ins Leere entschärft. Das alte Leiden eben.

Dass Sommer, Vestergaard und Elvedi sich heute die (mittelmäßigen) Bestnoten verdienten, sagt viel aus. Bei Hazard, Herrmann und Stindl ist inzwischen förmlich zu greifen, dass sie verkrampfen, wenn sie nur in Schussweite des gegnerischen Tores kommen. Das nahm heute schon beinahe tragische Züge an. 
Und selbst Hoffnungsträger Raffael, der mit so etwas wie Selbstzweifel vor dem Torschuss im Normalfall keine Probleme hat, war heute ein Schatten seiner selbst. Wollen wir hoffen, dass es wenigstens Nico Elvedi und die anderen angeschlagenen Spieler (Kramer, Ginter) nicht so schlimm erwischt hat wie es zeitweise aussah.

Mehr habe ich über diesen Kick heute nicht zu sagen. Es gibt außer dem anständigen Bundesliga-Debüt von Florian Meyer und der Tatsache, dass Yann Sommer mal wieder zu Null gespielt hat, woran er mit seiner Wahnsinnsparade auf der Linie selbst den größten Anteil hat, aus meiner Sicht nichts, was sich als positiver Fingerzeig für den Endspurt in der Saison eignen würde. Basta.
Diese Saison ist nicht mehr zu retten, weil der VfL sich dem fußballerischen Mittelmaß der Liga, das in dieser Saison auch noch besonders mittelmäßig ist, ziemlich genau angepasst hat. Das hat Gründe - Verletzungen, Formschwächen, individuelle Fehler, Pech und viel Unvermögen, und und und. Aber es führt auch dazu, dass man sechs Spieltage vor Schluss auch mit der besten Absicht nicht mehr sagen kann, dass Borussia einen besseren Tabellenplatz verdient hätte als der, auf dem die Mannschaft derzeit steht. Und das ist angesichts des ganzen Potenzials, von dem wir wissen, dass es da ist, eine bittere Erkenntnis. 
Borussia 2018 scheitert immer wieder an sich selbst - weil das Team (inklusive Trainer) auf dem Platz kein Mittel gegen Mittelmaß findet.


Bundesliga, Saison 2017/18, 28. Spieltag: FSV Mainz 05 - Borussia Mönchengladbach 0:0

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