2019-09-29

Cleverer in Sinsheim

Nein, heute gibt es nichts zu meckern: 3:0 beim Hopp-Club, dritter Auswärtssieg und dritter Bundesligasieg in Folge, in der Tabelle nur einen Punkt hinter dem Ersten - da kann man hochzufrieden ins Wochenende gehen.

Borussias Erfolg war am Ende in der Höhe verdient, auch wenn die Gastgeber über die gesamte Spielzeit gesehen sicher genauso viele gute Torchancen hatten, die sie aber im Gegensatz zum VfL nicht nutzen konnten. Was Gladbach diesmal besonders auszeichnete, war die Cleverness bei den Toren, die auch jeweils zum richtigen Zeitpunkt fielen. 
Einmal kurz vor der Halbzeit, nachdem die fahrlässige Chancenverwertung der TSG schon drei, viermal für erleichtertes Durchpusten auf Gladbacher Seite gesorgt hatte. 
Dann, nach einer guten Stunde, als den Fohlen gegen stürmischere Hoffenheimer für ein paar Minuten das Spiel zu entgleiten drohte. Doch so abgezockt, wie Marcus Thuram das 2:0 erzielte (nachdem er schon das erste Tor sehenswert eingeleitet hatte), war das schon ein Indiz dafür, dass heute nichts mehr anbrennen würde. 
Mit dem 3:0 durch Neuhaus, der diese Saison schon so oft im Abschluss unglücklich agiert hatte, war das Spiel durch.

Das einzige Manko war dann noch, dass die Konter nicht vernünftig ausgespielt oder die daraus resultierenden Chancen leichtfertig ausgelassen wurden (heute vor allem durch Embolo).
Doch insgesamt war das ein sehr anständiges Spiel, indem effektiver gepresst wurde als gegen Düsseldorf und die Defensive die Angriffe des Gegners ziemlich souverän erstickte, vor allem mit der Führung im Rücken. Hoffenheim kam über Konter und Standards in gute Abschlusspositionen, nur ganz selten dagegen über einen durchdachten Spielaufbau, vor allem weil Elvedi, Kramer, Zakaria und Ginter stets aufmerksam blieben. 
Stefan Lainer stand zwar auch heute wieder mit richtig guten Aktionen an der Basis der ersten beiden Tore. Doch sein bedenklich schwaches Zweikampfverhalten zu Beginn des Spiels, als er wiederholt auf seiner Abwehrseite den Gegenspieler nicht stoppen konnte, hätte auch ins Auge gehen können. Einmal musste er da sogar die frühe gelbe Karte in Kauf nehmen, weil er einfach nicht schnell genug war. Gerade was die Abwehrarbeit angeht, scheint er noch nicht immer auf absolutem Bundesliganiveau zu sein. Das machte er im Verlaufe des Spiels und im Spiel nach vorne allerdings wieder mehr als wett.

Bleibt der Unparteiische. Ich will eigentlich nicht jede Woche wieder über die Schirileistung jammern. Aber Harm Osmers unterbot selbst meine geringen Erwartungen an ihn auch heute. Es gab eine Reihe von merkwürdigen Entscheidungen - zum Beispiel wenn Gladbacher Stürmer von hinten umgestoßen oder getreten wurden, Osmers aber kein Foul darin sah. Oder als er Denis Zakaria für ein harmloses Foul in der Hoffenheimer Hälfte die unverdiente Gelbe Karte zeigte. Es war die bereits die vierte, sodass die Gefahr besteht, dass er gegen Dortmund gesperrt sein wird. Das ist schon ärgerlich genug. Es waren aber vor allem die beiden vom Videoassistenten überprüften Szenen, die mich zunehmend ratlos zurücklassen.

Punkt eins war der "Hand"-Elfmeter, den Osmers anzeigte, nachdem Christoph Kramer einen Flankenball ins Gesicht bekommen und abgefälscht hatte. Natürlich kann man einen Wahrnehmungsfehler haben und die Richtungsänderung des Balles als Abpraller von der Hand interpretieren. Aber dann deutet doch auch einiges darauf hin, dass er es nicht genau gesehen, sondern nur vermutet hat. Denn Kramer war vom Schiri abgewendet, der Ball traf ihn im Gesicht, der Arm befand sich deutlich tiefer als der Kopf. Das war eine so klare Sache für den VAR, dass man nicht mal erwähnen müsste, dass so etwas richtiggestellt wurde. Doch warum Osmers dazu dann selbst nochmal an den Monitor rausging, weiß wohl nur er selbst.

Die zweite merkwürige Situation war natürlich der Elfmeter, den Gladbach zugesprochen bekommen musste. Hier ist die Frage, warum Osmers seine erste spontane (richtige Elfmeter-)Entscheidung wieder korrigierte. Das Foulspiel ist so deutlich, dass der VAR erstens gar nicht hätte eingreifen müssen (keine klare Fehlentscheidung). Zweitens hätte die Entscheidung Bestand haben müssen, weil auch in der x-ten Wiederholung ganz klar zu sehen ist, dass der Hoffenheimer Flo Neuhaus in die Beine grätscht und eher zufällig einen Tick vorher auch noch den Ball berührt. Von (bewusst) den Ball spielen kann da keine Rede sein, die Richtung der Grätsche ist eindeutig - sie geht direkt in Neuhaus Laufweg und nicht zum Ball. 
Überall anders auf dem Spielfeld wäre das ganz selbstverständlich ein Freistoß für Neuhaus gewesen. Warum man das bei einem einschussbereiten (!) Stürmer im Strafraum dann plötzlich wieder anders bewerten kann, bleibt Osmers Geheimnis. Natürlich wäre dies dann auch noch die gelb-rote Karte für Grillitsch gewesen. 

Egal - weder Gegner noch Schiedsrichter konnten die Rose-Elf heute aufhalten. Aber es gibt bei aller Freude schon noch einiges zu tun. Mit 13 Punkten auf der Habenseite lässt sich an den Schwächen, die sich auch heute wieder zeigten, allerdings deutlich ruhiger arbeiten, als wenn man ergebnistechnisch schon unter Druck stände. Und das ist für mich das Wichtigste nach dem Spiel. Denn die nächsten Wochen werden hart, zumal leider schon jetzt wieder mehr Spieler verletzungsbedingt ausfallen als der Mannschaft gut tut.
  
Bundesliga 2019/20, 6. Spieltag: TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 0:3 (Tore für Borussia: 0:1 Plea, 0:2 Thuram, 0:3 Neuhaus)

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