2019-09-14

Rosige Züge

Es wird! Borussia nimmt sichtbar rosige Züge an.

Der vierte Spieltag hielt im Prestigeduell mit dem ungeliebten Nachbarn aus meiner Sicht das insgesamt beste Spiel unter dem neuen Trainer bereit. Eine ganz starke und dominante erste Hälfte und eine schwächere, aber bis auf eine kurze Phase nach der Pause ebenfalls recht ungefährdete zweite Halbzeit. Am Ende steht aber nicht nur der ersehnte Derbysieg in der Stadt, in der man im eigenen Stadion Buttersäure ausschüttet. 
Es stehen unter dem Strich angesichts der Tabellenkonstellation drei ganz wichtige Punkte auf der Habenseite, durch einen Sieg, der zwar deutlich zu niedrig ausfällt, aber immerhin einer war. Denn dominante Spiele lieferte der VfL in den vergangenen Jahren gegen Köln schon öfter ab, allerdings nicht immer mit dem gewünschten Ertrag. 

Natürlich hätte uns auch heute so ein später Tiefschlag ereilen können. Doch erstens steht in Gladbach für solche Fälle ein aufmerksamer Yann Sommer im Tor und zweitens war der Gegner da schon zu K.o., um Borussia wirklich ärgern zu können. Heute war aus meiner Sicht zum ersten Mal zu sehen, wie die Rose-Elf einen Gegner mürbe und müde gespielt hat. Viele Spielzüge aus der eigenen Hälfte heraus richtig Klasse und setzten dme Gegner ziemlich zu. Das Gleiche gilt auch für das hohe Pressing, das die Abwehrkette des FC immer wieder in Schwierigkeiten brachte. Borussia lief mehr als der Gegner (keine Selbstverständlichkeit, auch noch nicht unter Marco Rose) und lag in den Zweikämpfen klar vorn, trotz der vor allem in der ersten Halbzeit schon auffälligen Einseitigkeit von Deniz Aytekins Pfiffen.

Sein zu früh winkender Assistent kostete zudem einen wohl regulären Treffer von Embolo. Auch in einer anderen Situation winkte der Assistent den Konter viel zu früh ab und Aytekin pfiff sofort ab. Etwas, was eigentlich nicht vorkommen sollte, nun aber schon im zweiten Spiel gegen den VfL zu beobachten war. Wie gesagt, zurücknehmen kann man ein Abseitstor, nachträglich schießen nicht.

Kritisieren muss man beim eigenen Team natürlich die schwache Chancenverwertung, die uns einen deutlich ruhigeren Nachmittag gekostet hat. Es wäre den Spielern durch die Bank auch zu gönnen gewesen - vor allem Marcus Thuram und dem heute in vielen aussichtsreichen Situationen und bei Standardsituationen sehr fahrigen Florian Neuhaus. Natürlich hätten es auch die überragenden Denis Zakaria und Breel Embolo verdient gehabt, sich mit einem Tor für eine tolle Leistung zu belohnen.

Rausheben muss man aus der geschlossen füreinander kämpfenden Einheit ansonsten eigentlich niemanden. Von der Nummer 1 bis zum letzten Auswechselspieler wollten Roses Schützlinge den Sieg heute eindeutig mehr als die häufig lamentierenden K***ner, die sich sehr oft nur mit Fouls helfen konnten (die dann nichtmal immer gepfiffen wurden). Ganz peinlich fand ich den Tieftaucher Hector, der bei jedem Windhauch Bodennähe suchte. Wenn so ein Jammerlappen dein Kapitän ist, ist es dann vielleicht auch schwer, die richtige Einstellung zum Derby zu finden.

Aber was rede ich über die aus der verbotenen Stadt: Natürlich ist Alassane Plea durch sein goldenes Tor heute der Derbyheld. Aber nicht nur der wache Instinkt, der ihm das Tor ermöglicht hat, ist bemerkenswert. Er reißt unermüdlich Löcher für andere, verschiebt geschickt, hat ein gutes Auge für den richtigen Pass und ist auch außerhalb des Strafraums durch seinen präzisen Schuss immer eine Drohung für den Gegner. 
Heute ging das angesichts des wichtigen Tores etwas unter - nicht aber, dass das Trio Thuram, Plea und Embolo sich auf dem Platz immer besser versteht und die Räume immer effektiver beackert und nutzt. 
Das ist ein Versprechen für die nächsten Monate. Die beiden trickreichen Stürmer Plea und Thuram, die viel auf den Flügeln arbeiten und der wuchtige Embolo, der sich, ähnlich wie Zakaria, kaum ohne Foul vom Ball trennen lässt. Das wächst etwas heran. Hätten die heute ebenfalls gut in die Räume startenden Flo Neuhaus und Chris Kramer auch nur einen Hauch mehr Torgefahr im Fuß, wäre das Spiel heute für die Ziegen wohl übler ausgegangen.

Ramy Bensebainis Debüt fand ich sehr gelungen. auch hier sieht man, dass Max Eberl im Sommer starke Transfers getätigt hat. Der Algerier suchte anfangs noch etwas das Feintuning mit den Mitspielern, das wurde aber schnell souveräner. Er sprintete wohl am meisten von allen Borussen, was gegenüber Oscar Wendt sicher ein Vorteil sein kann. Bensebaini grätschte mir allerdings ein wenig zu oft in gefährlicher Position, aber das tat er wiederum auch mit einer erstaunlichen Präzision und Effizienz. Es wäre allerdings zu früh, den Routinier Wendt abzuschreiben. Wäre er gesund gewesen, denke ich, dass er heute auch gespielt hätte. Aber diese gute Doppelbesetzung lässt uns mit einem guten Gefühl in die nächsten Wochen gehen, zumal sich Keanan Bennetts bei der U23 wohl verletzt hat.

Aber bevor ich zu sehr schwelge: es gibt noch einiges zu verbessern. Gladbach hat es noch in keinem Spiel in dieser Saison geschafft, über die komplette Spielzeit das eigene Spiel durchzubringen. In der zweiten Halbzeit erwehrte sich die Defensive der relativ einfallslosen Versuche der Gastgeber zwar ganz souverän und ließ wenig zu - die Chancen der Kölner waren alle von Sommer gut zu entschärfen. Allerdings agierte der VfL auch zeitweise mit etwas zu wenig Killerinstinkt. Das Spiel nach vorne wurde in dieser Phase zu oft über lange Schläge geführt, statt durch die sich öffenenden Konterräume sauber herauszukombinieren. Das kann selbst eine unterlegene Mannschaft wieder ins Spiel bringen. Hätte heute ein spielerisch stärkerer Gegner auf der anderen Seite gestanden, wäre es vermutlich auch eine nervenaufreibendere Partie geworden. So trieben nur Aytekin, die verpassten Chancen und die Angst vor einem unglücklichen Derby-Gegentor meinen Puls hoch. Umso schöner ist es, den ersten "Meilenstein" in der Saison nun lange genießen zu können.

Bundesliga 2019/20, 4. Spieltag: 1. FC K*** - Borussia Mönchengladbach 0:1 (Tor für Borussia: 0:1 Plea)

2 Kommentare:

  1. Gladbach hatte nur Glück normal wäre ein Unentschieden gewesen das Tor von Plea hätte meine Mutter auch rein gemacht

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  2. Das klingt nach enttäuschtem Verlierer. Ich habe ein anderes Spiel gesehen. Natürlich, ein Tor für Köln hätte für einen Punkt reichen können, aber es wäre aufgrund des Spielverlaufs nicht verdient gewesen. Und wenn deine Mutter so aufmerksam Fußball spielt: Herzlichen Glückwunsch! Ein Zufallsprodukt war das 1:0 nun wirklich nicht, auch wenn der Ball letztlich vom Gegner kam. Sonst hätte Thuram ihn gespielt - das wäre kein Hexenwerk gewesen. In diesem Sinne, nix für ungut.

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