2019-11-28

Freigestrampelt

Bravo! Das war ein weiterer wichtiger Schritt zum Weiterkommen in Europa. Nicht überzeugend, schon gar keine "Rache" für das 0:4 aus dem Hinspiel gegen die Österreicher. Aber es war ein süßer Sieg, drei Punkte, die eben jetzt den Unterschied machen zwischen diesen beiden Teams. Der WAC ist raus, Borussia reicht im letzten Spiel ein Unentschieden zum Weiterkommen. Das all denen, die die Euro-League-Saison nach dem Fehlstart in den Wettbewerb im September schon abschenken wollten.

Das Spiel heute ist schnell analysiert. Die Gastgeber setzten den VfL-Akteuren eine Stunde lang genauso zu wie im Hinspiel. Die Rose-Elf tat sich mit meist hilflosen Aufbauversuchen erneut äußerst schwer, spielte aber in der eigenen Hälfte dafür auch oft sehr sorglos, auch der sonst kaum zu beeindruckende Yann Sommer ließ sich davon mal anstecken. 
Das fahrige Auftreten hätte aus Sicht des Gegners zu diesem Zeitpunkt natürlich bestraft werden müssen.
Und wohl kein Gladbach-Fan hätte sich in der ersten Hälfte (und kurz nach der Pause) über einen Rückstand beschweren können. Zeitweise wirkte es so, als hätten die Spieler in Grün aus dem Union-Spiel nichts Erhellendes mitgenommen.

Doch halt. Man muss auch berücksichtigen, in welcher Formation Borussia heute auflief. Die Namen der Startelf immer noch erstklassig - doch mit einer ganz neu zusammengewürfelten Innenverteidigung. Ginter und Elvedi verletzt, Jantschke und Beyer angeschlagen auf der Bank - da schlug die Stunde des gerade wiedergenesenen Tobi Strobl, der schon gegen Union zeitweise in die Abwehr rückte (und die Position auch definitiv spielen kann). Und als sein Partner biss sich Ramy Bensebaini ziemlich kompromiss-, wenn auch nicht fehlerlos, gut in die Partie. Ein Grund für seine Verpflichtung im Sommer war ja, dass er eben nicht nur Linksverteidiger ist, sondern auch die Innenverteidigung beherrscht. Das war eine gute Idee. 
Dazu kam als dritter in der Kette noch der inzwischen immerhin auf der Position bereits angelernte Denis Zakaria, der diesmal rechts agierte, um zusammen mit Lainer die schnellen Außen aufzufangen. Für solche Herausforderungen hätte Strobl im Zweifel vielleicht ein bisschen Geschwindigkeit gefehlt. Und über die Außen nahm das Verderben im Hinspiel bekanntlich seinen Lauf.
Der Versuch mit Zakaria klappte jedenfalls ganz passabel, besser jedenfalls als im Hinspiel, wo Stefan Lainer zwar unermüdlich rackerte, aber die Löcher auf seiner Seite nicht dicht bekam. 
Leider fehlen dafür Zakarias Ballgewinne und einleitende Aktionen weiter vorm im Mittelfeld. Das konnte Jonas Hofmann heute gar nicht kompensieren, Laszlo Benes und Lars Stindl erst in der zweiten Halbzeit. 

Da blühte für 20 starke Minuten sogar die ganze Mannschaft auf. Und Initialzündung war eine einzige Szene: Das zu diesem Zeitpunkt eher überraschende Führungstor. Das war über Oscar Wendt richtig gut herausgespielt und gab den Spielern sofort wieder ihre Sicherheit im Passspiel zurück, wie sich in den folgenden Minuten an einer Reihe weiterer toll herauskombinierter erstklassiger Einschusschancen zeigte. Der Rest war gegen einen nachlassenden Gegner fast Routine, auch wenn Wolfsberg ja bis zuletzt die Möglichkeit auf einen Lucky punch hatte, weil der erlösende zweite Treffer nicht fallen wollte.

Ja, Borussia ist in den vergangenen beiden Spielen ein wenig die Leichtigkeit anhanden gekommen, die sie zuvor durch die Spiele getragen hatte. Beides gegen sehr kampfstarke Teams, die es verstanden haben, Plea und Co. die Luft und die Spielfreude zu nehmen. Doch anders als am Sonntag zog sich die Mannschaft nach und nach aus dem Dauerdruck heraus. Sie wehrte sich diesmal erfolgreich, wozu diesmal auch der niederländische Schiedsrichter Gözübüyük beitrug. Der war zwar alles andere als fehlerfrei, fand aber trotzdem eine Linie, die viel Zweikampf erlaubte und doch verhinderte, dass das Spiel dabei ausartete.

Zum Abschluss noch zwei Dinge, die mich heute besonders gefreut haben. Das erste war, dass unsere Fans heute das wohl erste entspannte Fan-Auswärtserlebnis in dieser Euro-League-Saison hatten. Und das zahlten die Auswärtsfahrer so zurück, wie es sein muss: Das disziplinierte Auftreten beim Fanmarsch nötigte selbst der Steiermärker Polizei Hochachtung ab, wie sie auf Twitter wissen ließ. Umso schöner, dass das mit einem Sieg gekrönt werden konnte.
Und dann ist heute Laszlo Benes mein Spieler des Tages gewesen, mit wieder einmal unermüdlichem Einsatz, unerschrockenem Zweikampfverhalten, vielen gut geschlagenen Standards (auch wenn sie nicht erfolgreich waren) und schlauen Spielöffnungen. Heute war wieder sehr deutlich zu sehen, dass er gegen Union im Spiel fehlte. Benes ist nicht immer auffällig, aber unheimlich wichtig für die Balance im Mittelfeld. Ich bin sehr froh, dass Max Eberl mit ihm und mit Flo Neuhaus gleich zwei hervorragende junge Spieler so frühzeitig gebunden hat.  

Und jetzt freue ich mich über mindestens zwei Tage als Doppel-Spitzenreiter, hey, hey!
    

Europa League 2019/20, Gruppenphase, 5. Spieltag: Wolfsberger AC - Borussia Mönchengladbach 0:1 (Tor für Borussia: 0:1 Stindl)

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