2021-12-15

Leichte Aufwärtsbewegungen

Keine vier Gegentore, keine sechs Gegentore, und selbst auch mal wieder doppelt getroffen: Das 2:3 gegen Eintracht Frankfurt war ein Schritt in die richtige Richtung. Ein Schritt, dessen genaue Größe man heute noch nicht abmessen kann. Dafür war Frankfurt heute nicht Freiburg oder Leipzig genug. Und auch wenn vieles über große Strecken der Partie wieder nach Fußball aussah und Gladbach durchweg die besseren Werte aufwies als der Gegner (unter anderem Laufleistung, Zweikämpfe, Ballbesitz) - es gab wieder keine Punkte, und was noch schlimmer war, es gab wieder eine Phase, in der sich die Mannschaft von Adi Hütter kollektiv anstellte wie ein F-Jugend-Hühnerhaufen. Und die Gäste werden auch morgen noch darüber rätseln, wie sie mit einer Viertelstunde Effizienz diese drei Punkte einsammeln konnten.

Zwischen der 45. Minute, also kurz vor der Pause, und der 55. Minute fielen drei Gegentore, die schlimmer kaum verteidigt werden konnten. Bei allen in der Hauptrolle: der vermeintliche Führungsspieler Matthias Ginter, dem es später vorne auch vergönnt war, vorne die besten Torchancen aufgelegt zu bekommen und jeweils an Torwart Trapp zu scheitern. Kein guter Tag für Matze. Beim 1:1, das das schön herausgespielte Führungstor von Neuhaus ausradierte, welches von den Youngstern Koné, Netz und Scally sehenswert vorbereitet worden war, hob Ginter das Abseits auf. Bei den anderen beiden Toren sah er im Stellungsspiel und Zweikampf ebenfalls alles andere als gut aus. 

Wie unnötig es überhaupt war, dass sich die gerade etwas stabilisierte Mannschaft die Führung in der letzten Minute der ersten Halbzeit wieder leichtfertig aus der Hand nehmen ließ, zeigte die Fehlerkette vor dem 1:1. Sommer bekam den Ball schon unter leichtem Gegnerdruck, spielte dann einen viel zu unpräzisen Querpass auf die linke Seite, der zu lang für Zakaria und zu kurz für Luca Netz an der Außenlinie war. Zak erlief den Ball zwar, sah sich dann aber dem Druck dreier Frankfurter gegenüber. Dass er in dieser Situation besser den Ball sicher weggedroschen hätte - geschenkt. Dass ihn die Hauptschuld an dem Treffer trifft, ist auch klar. Aber es war auch Folge der fehlenden Hilfe der anderen Spieler, um ihm Anspielmöglichkeiten zu bieten. Zak sah die Lücke und ging ins Risikodribbling, das er gewann, sich dabei aber den Ball zu weit vorlegte, den Rode sofort wieder in die Spitze spielte. Der Torschütze Borré jubelte allerdings gar nicht, weil er sicher war, dass er im Abseits gestanden hatte. Doch hinter ihm hatte Ginter geschlafen, das Tor zählte. Eine Fehlerkette fürs Lehrbuch "Wie man es nicht machen sollte".

Mit der unkontrollierten Viertelstunde nach der Pause gab die Borussia - trotz des zwischenzeitlichen Ausgleichs - dann ein Spiel ganz aus der Hand, das sie nicht hätte verlieren dürfen und müssen. Und es hätte auch viel früher entschieden sein können, wenn die Gäste konsequenter gewesen wären. Danach kam dem VfL - zu den stabilisierenden Einwechslungen von Thuram und Kramer - ein verdienter Platzverweis gegen Tuta zugute, sodass es der Mannschaft gelang, bis zum Schluss doch sehr viele Standardsituationen und auch eine Reihe guter Chancen zu erarbeiten. Doch ausgerechnet da war dann auch Eintracht-Torwart Kevin Trapp zur Stelle, wo er musste. Es blieb so ein vorerst unvollendeter Aufwärtstrend - oder zumindest ein unbelohnter.  

In so einer vertrackten Situation wäre es natürlich auch mal hilfreich, wenn der Schiedsrichter seinen Teil dazu beitragen würde. Dann hätte Gladbach heute immerhin die Schlussphase mit zwei Feldspielern mehr spielen können. Vielleicht hätte man diesen Vorteil an so einem Tag zum Erfolg einfach auch mal gebraucht. Doch Martin Petersen (und sein VAR Jöllenbeck) beließen es bei da Costas Tritt ins Gesicht von Thuram bei Gelb - was gar nicht geht. Der Frankfurter machte das natürlich nicht absichtlich, aber wenn man auf Kopfhöhe des Stürmers mit dem Fuß durchzieht und ihn voll trifft, darf das nichts anderes sein als eine glatte Rote Karte. Das wagte sich der Unparteiische aber offensichtlich nicht, und er wurde auch nicht von außen korrigiert. Einmal mehr: tiefes Seufzen über den VAR.

Das war sehr ärgerlich für Borussia, aber auch für Petersen, der gut begann, aber schon vor der Pause die Linie verlor. Aus unerfindlichen Gründen verschonte er Hinteregger trotz drei gelbwürdigen Fouls in Halbzeit eins, gab dann aber Embolo Gelb, der von seinem Gegner ins Straucheln gebracht worden war und dadurch im Fallen unabsichtlich einem anderen Frankfurter auf den Fuß trat. Eine völlig alberne Entscheidung, die er vielleicht nicht getroffen hätte, wenn er nicht eine Minute vorher Borré ebenfalls eine etwas überzogene Verwarnung verpasst hätte. Im Anschluss verlor Petersens Zweikampfbewertung die Balance deutlich in Richtung der Gäste, Embolo konnte gar nicht genug ungläubig mit dem Kopf schütteln über die Ungleichbehandlung im Zweikampf zwischen ihm und seinen Gegnern. Besonders Hinteregger und Rode hatten da einen Freibrief zum Klammern, halten und treten.

Klar, das war auch heute nicht spielentscheidend. Da müssen sich die Spieler schon an die eigene Nase fassen. Aber wie gesagt: Nachdem in den letzten Spielen schon viel Spielpech bei Gladbach im Spiel gewesen ist, hätte eine etwas konsequentere Linie des Schiris auch durchaus mal hilfreich sein dürfen. 

Was bleibt, ist die Hoffnung auf Samstag. Die Mannschaft hat eine Reaktion gezeigt, und sie hat sich stabilisiert - auf niedrigem Niveau, aber der Schritt nach vorn war zu sehen. Das Problem ist: Das reichte trotzdem noch nicht für einen Sieg in der Liga, ich würde behaupten: es hätte auch gegen keinen Gegner heute gereicht. Denn so dilettantisch, wie Borussia das Spiel innerhalb von 15 vogelwilden Minuten hergeschenkt hat, so kann man im Profifußball keinen Blumentopf gewinnen. 

Dabei war Frankfurt heute eigentlich noch ein sehr verständnisvoller Gegner, der sich zunächst mit einer eher bescheidenen Leistung am Neuaufbau des Gladbacher Selbstbewusstseins beteiligte und in der Phase, als Ginter und Co. völlig die Orientierung verloren hatten, darauf verzichtete, das Spiel gleich mit vier oder fünf Toren zu entscheiden.

Nach diesem - erneuten - mannschaftlichen Systemzusammenbruch gelang es Gladbach erst wieder, eine Dominanz im Spiel aufzubauen, als die Gäste in Unterzahl spielten. Es ist also durchaus eine Verbesserung zu konstatieren. Und auch das knappe Ergebnis wie die Tatsache, dass es bis zum Schluss noch en Ausgleich hätte geben können, zeigen einen Aufwärtstrend.
Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese mit Nationalspielern gespickte Mannschaft - gerade an ihren erfahrensten Teilen - beim kleinsten Gegenwind auseinanderzubröseln droht. Es wird ein hartes Jahresende, aber es wird, so fürchte ich, auch eine ganz harte Rückrunde werden. Zu viel erinnert mich im Moment einfach an die Zeiten im Abstiegskampf, wo dir dann auch das Glück einfach gern mal vom Wagen springt, selbst wenn du alles gibst.

Doch es war nicht alles düster. Die Aufstellung mit Netz und Scally außen und der Dreierkette inklusive Zakaria funktionierte in der ersten Halbzeit ganz gut - nach leichtem Zittern in den ersten Minuten, als Kostic Scally zweimal fast entwischt wäre. Doch gerade am US-Amerikaner war zu sehen, wie schnell auch das Selbstvertrauen mit ein paar gelungenen Aktionen zurückzuholen ist.
Dass er dennoch wie Koné unter besseren Voraussetzungen ab und an eine Pause gebrauchen könnte, versteht sich von selbst. Auch Benes, Koné und Neuhaus hielten bis zur Pause im Mittelfeld mit viel Einsatz und Robustheit in den Zweikämpfen die Stabilität ganz gut - gegen da allerdings auch eher pomadige Frankfurter.

Mal sehen, was Adi Hütter und sein Team aus dieser Partie für Schlüsse ziehen können. Manu Koné wird am Samstag wegen der 5. Gelben Karte fehlen, dafür dürfte Stindl zurückkehren und auch Kramer zeigte sich heute als Alternative im defensiven Mittelfeld. Das sind kleine Hoffnungszeichen. Aber auch dafür sind wir im Moment ja schon dankbar.

Bundesliga, 16. Spieltag: Borussia Mönchengladbach -Eintracht Frankfurt 2:3. Tore für Borussia: 1:0 Neuhaus, 2:2 Bensebaini (FEM, Koné).

Saisonspende: Zwei weitere Euro kommen in die Kasse. Zwischenstand: 71 Euro.

Folgendes gilt für die Saison 2021/22: Ich spende am Ende der Saison einen Betrag X für einen (oder mehrere) gute(n) Zweck(e), auf den/die ich mich später festlege. Die Spendensumme setzt sich wie folgt zusammen: Jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal: 1 Euro. Jedes Tor von Tony Jantschke: 10 Euro. Platzverweis von Max Eberl: 2,50 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 5 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg oder Wolfsburg: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 121 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

3 Kommentare:

  1. Ich bewundere dich für deinen Optimismus, und möchte ihn auch selber haben, aber wenn man solche Spiele verkackt wirds schwierig. Die kommenden 3 bis 4 Gegner lassen auch nicht unbedingt hoffen. Irgend etwas stimmt doch nicht mit der Truppe... Die Raute im Herzen, egal was kommt.

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  2. Gefassel u. dummes Geschwätz Es geht ansatzweise nach vorne hätten 1 Punkt verdient gehabt. Bla Bla Bla. Eine Truppe mit dem 6 höchsten Wert in der Liga u. Hütter formt hieraus einen Abstiegskandidaten, was für eine Leistung, das must Du erstmal hinbekommen, da kommst Du ja mit Peter Neuruer weiter, Danke für nichts Hr. HÜTTER U. Hr. EBERL

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  3. Frontzeck holen, schlimmer als jetzt gehts nimmer. So eine Leistung bzw. Ist das überhaupt Leistung, eher Arbeitsverweigerung hab ich in der Saison 98/99 leider auch sehen müssen, dachte diese Zeit sei vorbei. Mit sowas wie in den letzten 4 Spielen vergrault man langjährige Anhänger

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