2022-08-20

Freigearbeitet

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey hey!
Nein, das war sicher kein Spiel nach Daniel Farkes Geschmack, auch wenn er am Mikro nach dem Spiel viele lobende Worte für seine Mannschaft fand. Die hatte ja auch den guten Saisonstart perfekt gemacht und kam durch das 1:0 im Freitagsspiel auch zugleich in den Genuss einer - wahrscheinlich sehr flüchtigen - Tabellenführung. Das muss man wahrlich nicht zerreden. Aber man sollte sich davon eben aber auch nicht blenden lassen.

Denn den Nachweis, dass Borussia diesen ersten Platz derzeit zu Recht belegen könnte, blieb die Mannschaft über weite Strecken des Spiels schuldig. Und wenn wir ehrlich sind, war das auch gar nicht die an sie gestellte Aufgabe. Außerdem verkaufte sich der Gast aus Berlin teuer, zeigte sich als mutiger und herausfordernder Gegner, der nicht mehr viel mit dem Trümmerhaufen der vergangenen Saison gemein hatte.

Die Mannschaft von Sandro Schwarz stand defensiv kompakt, unterband Borussias Plan vom gepflegten Ballbesitz lange und recht effektiv und hielt die Farke-Elf sogar phasenweise erfolgreich davon ab, überhaupt tief in die Hertha-Hälfte einzudringen - sogar in Unterzahl. Im eigenen Umschaltspiel kamen Lukebakio und Co. immer wieder zu gefälligen Angriffen und zu guten Tormöglichkeiten. Und hätte ebenjener Lukebakio heute nicht so oft so weit an Yann Sommers Tor vorbeigezielt, hätte es durchaus brenzlig werden können.

Doch auch wenn den Borussen im eigenen Ballbesitz längst nicht so viel gelang wie in den beiden Spielen zuvor, waren die Mannen um Marcus Thurem und Alassane Plea zugleich schon in der ersten Hälfte deutlich näher an einem Torerfolg als der Gegner. Dies verhinderte in erster Linie dann Hertha-Keeper Christensen mit viel Einsatz.

Und so brauchte es dann doch wieder einen Impuls vom Gegner, um auf den richtigen Pfad einzubiegen. Mittelstädts unstrittiges Handspiel ermöglichte Plea aus elf Metern seinen ersten Saisontreffer in der Liga. Was er auch erheblich souveräner erledigte als später Jonas Hofmann, der nach einem weiteren klaren Handspiel im Strafraum die Möglichkeit erhielt, den Deckel auf das Spiel drauf zu machen. 

Doch sein Elfmeter war leichte Beute für Christensen, und das war vor allem deshalb ärgerlich, weil dem auch noch eine kleine Diskussion um die Ausführung zwischen Thuram, Hofmann und Bensebaini vorangegangen war. Das braucht nun wirklich kein Mensch. Zumal das ausbleibende 2:0 dafür sorgte, dass Borussia trotz Überzahl nach der gelb-roten Karte gegen den Handsünder Uremovic bis zum Schluss um die drei Punkte bangen musste.

Denn auch da gelang es den Berlinern noch, ihre Unterzahl weitgehend durch geschicktes Verschieben und mutiges Anlaufen des Gegners wettzumachen.

Letztlich reichte es aber zum knappen Arbeitssieg ohne Gegentor und zur fast optimalen Punktausbeute nach drei Spielen. Doch auch dieser Gegner zeigte Daniel Farke auf, wo und wie viel es in seinem Team noch zu verbessern gibt.
Positiv bleibt festzuhalten, dass die Widerstandsfähigkeit in der Defensive weiter da ist, und auch viele gefährliche Aktionen des Gegners am Ende gut wegverteidigt werden können oder frühzeitig geschickt abgelaufen werden. Besonders Ko Itakura zeigte sich da heute wieder in exzellenter Verfassung, während sich etwa bei Bensebaini Genie und Wahnsinn immer wieder mal die Hand geben.

Doch das Spiel nach vorne war heute längst nicht so dominant, oft nicht sehr präzise, auch nicht immer ansehnlich. Aber man merkt der Mannschaft den Glauben an sich selbst an. Sie wissen, dass sie sich ihre Chancen erspielen werden, sie lassen sich von Fehlpässen und Missverständnissen auch nicht entmutigen und halten am geduldigen Spielansatz fest. Allerdings muss dann auch irgendwann die Effektivität vor dem Tor stimmen. Nicht immer geht ein Gegner vorzeitig duschen, nicht immer reicht ein geschossenes Tor zum Sieg.

Aber das ist ja Teil der Entwicklung, insofern muss man das auch noch nicht zu kritisch sehen. Wer allerdings erwarten würde, dass mit den Leistungen der ersten drei Partien nun nächste Woche auch der Lieblingsgegner und Abonnementmeister so nebenbei erlegt werden könnte, wäre vermessen.
Ich bin aber sehr gespannt darauf, wie Farkes Elf auf den ersten spielstarken und selbst überaus dominant auftretenden Gegner reagieren und selbst agieren kann.
Insofern hat Hertha uns heute schon einmal einen Gefallen getan, indem sie dies in Ansätzen herausforderten. Dennoch wird das Spiel nächsten Samstag wenig bis nichts mit den ersten drei Saisonspielen zu tun haben. Aber das muss ja nicht schlecht sein - denn es bietet ja auch Räume zum Bespielen, die man sonst nicht hat.

Bleibt noch ein Satz zu Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck. Der hatte das Spiel gut im Griff, blieb verbindlich und bei seiner Linie. Gut, dass er Unsportlichkeiten wie das Belabern des Elfmeterschützen ahndete, was Uremovic letztlich zum Verhängnis wurde. So richtig verstanden habe ich zwar nicht, warum er für sein Handspiel Gelb sah, Patrick Herrmann letzte Woche auch, aber Mittelstädt in der ersten Handszene heute nicht. Kriterium für Gelb ist, dass ein Torschuss geblockt wurde. Das war aber weder bei Herrmann noch bei Uremovic klar der Fall. Diesmal hat es Borussia geholfen, aber etwas unglücklich fand ich die Entscheidung zur zweiten Verwarnung schon.

Einen dritten Elfmeter hätte es allerdings aus meiner Sicht auch noch mindestens geben müssen. Denn in der zweiten Halbzeit wurde Neuhaus doch sehr deutlich von Mittelstädt an der Wade getroffen, ohne dass der Verteidiger den Ball gespielt hätte. Und die Boxeinlage von Torwart Christensen, der beim Herauslaufen statt dem Ball klar Elvedis Kopf traf, wäre aus meiner Sicht zumindest mal einen VAR-Hinweis wert gewesen. Auch da kam der Berliner deutlich zu spät - für mich ein Strafstoß. Ansonsten aber eine unaufgeregte Leistung des Unparteiischen, der durch seine klare Linie auch gar keine unnötigen Härten aufkommen ließ. Das hat mir gefallen.

Saison 2022/23, Bundesliga, 3. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC 1:0. Tor für Borussia: 1:0 Plea (HEM).

Ein Tor reicht zum ersten Sieg mit einer weißen Weste von Yann Sommer seit langem. Damit kommen zwei Euro dazu, neuer Gesamtstand: 26 Euro.

Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.

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