Ein schöööner Tag! Die Welt steht still, ein schöner Tag! Komm, Welt - lass dich umarmen, welch ein Tag!!"
Sagen oder singen wir es mit dem Song eines einstigen Gladbach-Sponsors: Nach drei Pleiten gegen die Rivalen vom Dom können wir endlich mal wieder einen Derbysieg aus vollem Herzen genießen. Dass das am Ende hochverdient war, muss nicht extra betont werden. Es war einfach so, da musste Gästetrainer Baumgart schon eine sehr exklusive Sichtweise um ein angeblich rotwürdiges Foul gegen Ljubicic bemühen, um wenigstens einen kleinen Zweifel daran zu säen, dass heute alles mit rechten Dingen zugegangen war. Immerhin: Am verdienten Platzverweis gegen Florian Kainz und auch am verdienten Derbysieg konnte der sichtlich gewurmte FC-Trainer dann auch nicht mehr vorbeidiskutieren.
Dass es so kam, und dass es mit 5:2 am Ende so klar wurde und auch noch hätte klarer ausgehen können - das war nach dem herben Dämpfer in Bremen in der Vorwoche weit weniger selbstverständlich.
Doch Daniel Farkes Team zeigte heute von der ersten Minute an, dass es erstens seine Lektion gelernt hatte und dass die Mannschaft zweitens eine andere, bessere Struktur zur Verfügung - und verinnerlicht - hatte als im gesamten Hütter-Jahr und auch im Vergleich zu den Zeiten, als es mit Marco Rose bergab ging.
Borussia spielte heute von der ersten bis zur letzten Minute das, was sie spielen kann und was sie spielen wollte. Das sah zwar nicht immer so aus, wie man es in einem emotionalen Derby vielleicht erwartet, aber es war das, was der Mannschaft gut tut und was sie stark macht.
Den Ball behaupten, den Ball in den eigenen Reihen halten, auch wenn das oft mit dem Spielen über den Torwart und die Innenverteidiger einhergeht und mitunter länger dauert, bis man den Weg in die gefährliche Zone des Gegners gefunden hat. Kein wildes und ungeordnetes Rauf und Runter auf dem Platz, was am Ende eher dem Gegner hilft als der eigenen Mannschaft.
Und: Zweifel gar nicht erst aufkommen lassen. Zwar war Köln in der Anfangsviertelstunde agiler und auch etwas zwingender im Spiel, doch der Abwehrverbund stand stabil und verhinderte wirklich große Chancen des Gegners. Denn zuallererst musste nach Bremen und in diesem prestigeträchtigen Duell heute hinten die Null stehen. Hier in Rückstand zu geraten, das hätte die Aufgabe heute sehr viel komplizierter gemacht.
Zum Glück fiel das erste Tor aber auf der anderen Seite. Etwas glücklich, als "Schulterkopfball" von Marvin Friedrich, aber in der Art auch wieder Derbylike, mit vollem Einsatz und dem nötigen Körpereinsatz. Ebenso überraschend und für Jonas Hofmann sehr unglücklich, fiel dann erst Kainz im Strafraum und anschließend das 1:1 per unstrittigem Elfmeter. Doch ich hatte heute in keiner Phase des Spiels nicht das Gefühl, dass die Mannschaft dadurch zu beeindrucken gewesen wäre.
Die Jungs um den von Minute zu Minute immer stärker das Spiel lenkenden Julian Weigl blieben dran und wurden noch vor der Pause belohnt. Ok, auch hier war es ein günstiger Umstand, dass der Elfmeterverursacher Kainz zuvor schon Gelb gesehen hatte. Die Überzahl erleichterte nach dem von Ramy Bensebaini sicher versenkten Elfmeter die zweite Halbzeit naturgemäß enorm. Aber auch die muss man erstmal so fokussiert runter spielen - gut, die Szene vor dem zweiten Kölner Tor nehme ich da aus, das war wirklich sehr schläfrig, aber auch nicht wirklich spielerheblich.
Die üblichen Borussen-Urängste, ob der Vorsprung nach einigen leichtfertig verdaddelten Chancen am Ende nicht doch noch verspielt werden würde, beendeten Stindl und Bensebaini mit ihren schönen Toren. Wenn man ein Haar in der Suppe finden möchte, dann war es erneut die Chanceneffektivität - und die etwas zu verspielten Versuche, den in dieser Phase taumelnden Gegner noch weiter auszuhebeln.
Zum Glück für den 1. Fußballclub aus K. nutzte Marcus Thuram aber heute nur seine letzte Torgelegenheit, und dies besonders sehenswert mit dem Außenrist. Die Chancen, die er vorher liegengelassen hatte, wären wahrlich leichter zu verwandeln gewesen. Es wäre aber wirklich auch schade darum gewesen, wenn er seinen Modeste-(Imita)Tor-Jubel vor dem Gästeblock heute nicht hätte zeigen können.
Aber sei's drum. Dieses Team hat heute durchweg überzeugt - kämpferisch, spielerisch, charakterlich. Und die Spieler haben uns damit auch die wichtigste Antwort auf das Rätsel aus der vergangenen Woche gegeben. Nämlich ob unsere Angst vor einer bei Druck regelmäßig auseinanderfallenden Mannschaft auch unter Farke berechtigt bleibt. Natürlich wird es immer wieder mal Rückschläge geben.
Aber nach der Erfahrung von neun Spieltagen unter Daniel Farke ist für mich der Eindruck: Nein, das 1:5 von Bremen war nicht typisch für diese Mannschaft. Die ist zwar von den Namen überwiegend noch die gleiche wie letztes und vorletztes Jahr. Aber sie hat eine andere Basis für ihr Handeln bekommen.
Eine Basis, die sehr gut zu ihr passt und aus der sie Stärke ziehen kann.
Und aus der es ihr auch leichter fällt, Schwächen auszuhalten und gegnerischen Stärken erfolgreicher zu widerstehen. Viel mehr kann man von einem neuen Trainer und seinem Team in dieser kurzen Zeit nicht erwarten. Die Spieler müssen an jedem Spieltag aufs Neue dafür wieder bereit sein. Heute hat man genau das in jeder Szene gespürt.
Ach ja: Schön, wenn man auch mal nix über einen Schiri schreiben muss.
Deshalb jetzt einfach nur: Ein Hoch auf die Derbysieger!!
Saison
2022/23, Bundesliga, 9. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - 1. FC K*ln 5:2. Tore für Borussia: 1:0 Friedrich, 2:1 Bensebaini (FEM, Hofmann), 3:1 Stindl, 4:1 Bensebaini, 5:2 Thuram.
Nach
einem solchen Spiel zahlt man doch gern.
5 Euro für die fünf Tore, zehn für die Derby-Genugtuung, das bedeutet 43 plus 15, also jetzt 58 Euro. Das macht einen Spieltagsschnitt von 6,44 Euro. Das passt schon.
Das gilt in der Saison 22/23: Für jedes erzielte Tor von Borussia in Bundesliga oder DFB-Pokal zahle ich 1 Euro. Für jedes Tor von Tony Jantschke oder Christoph Kramer: 10 Euro. Gehaltener Elfmeter von Yann Sommer (oder einem Ersatzmann): 2,50 Euro; Zu-Null-Spiel: 1 Euro. Derbysieg gegen K***: 10 Euro. Siege gegen Bayern, Dortmund oder Leipzig: 10 Euro. Ein Sieg in Freiburg: 10 Euro. Einstelliger Tabellenplatz am Saisonende: 10 Euro. Internationaler Startplatz am Saisonende: 20 Euro. Deutsche Meisterschaft: 122 Euro. DFB-Pokalsieg: 50 Euro. Gladbacher Torschützenkönig: 30 Euro.
Das ist aber eine schöne Rechnung;)
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