"Schalke, die erste" ist im Kasten, der "Ausgleich" nach dem Null-Punkte-Fehlstart geschafft. Mit einem guten und einem üblen Gefühl lässt sich das erste Zusammentreffen mit den Königsblauen in vier Tagen abhaken.
Ein gutes Gefühl, weil auch dieser Sieg trotz einer Schwächephase nach der Halbzeit hochverdient war. Ein übles Gefühl, weil in André Hahn nach dem Horrortritt von Johannes Geis ein weiterer wichtiger Flügelspieler sehr lange ausfallen wird. Ich will mich an dem Foul gar nicht abarbeiten. Ich denke, so etwas kann im Fußball passieren. Geis ist mir bisher nicht als Treter aufgefallen, der andere Spieler verletzen will. Natürlich hat er sich in der Szene verschätzt, vielleicht war er auch schon müde und nicht mehr voll konzentriert, vielleicht war auch etwas Frust im Spiel. Aber aus meiner Sicht ging er wie Hahn in Richtung Ball. Und wer selbst mal Fußball gespielt hat, weiß, dass man bei diesem Tempo einen derartigen Zweikampf nicht mehr beliebig abbrechen kann, zumal wenn zwei Spieler aufeinander zu laufen. Bewerten kann man eine solche Szene immer nur in Echtzeit, das Sezieren von Zeitlupenbildern ist völliger Schwachsinn. Geis hat seine Strafe bekommen, er fehlt gegen uns auch im Pokal, was ich für eine gute Entscheidung des Sportgerichts halte, und hoffentlich wird er daraus lernen. Unter aller Sau waren dagegen die Schalke-Fans im Gästeblock, die Hahn auf der Trage noch höhnische Gesänge hinterherschickten. Wenn ein Fußball-Verband schon immer das Respekt- und Fairness-Banner vor sich herträgt, müsste es eigentlich auch hier Konsequenzen geben, welcher Art auch immer.
Was das Spiel angeht, fand ich es nicht so überragend, wie es von vielen gemacht wurde. Es war ein verdienter Erfolg, keine Frage, aber die Schnelligkeit im Spiel nach vorn fehlte mir, wie schon gegen Juve, gerade in der ersten Hälfte schon ein wenig. Für schwache Schalker reichte das in Halbzeit eins dennoch, wenngleich der unnötige Ausgleich ärgerlich war. Zu Beginn der zweiten Hälfte hatte der VfL gegen viel bessere Knappen aus meiner Sicht gehörig Glück (und Yann Sommer), sonst wäre das Spiel gekippt. Dass Raffael ausgerechnet in dieser schwierigen Phase dann mal so einen Arango-Freistoß auspacken würde und die Gäste damit sichtbar demoralisierte, war auch nicht unbedingt zu erwarten.
Natürlich stand uns auch Schiedsrichter Stark diesmal nicht gerade im Wege. Und vor allem von Schalker Seite war in ihm ein Buhmann schnell gefunden. Für mich waren aber sowohl der Elfmeter als auch der Freistoß vor Raffaels feinem Tor zum 2:1 in Ordnung. Natürlich kann man grundsätzlich darüber streiten, ob auch vermeintlich leichte Angriffe auf den Ballführenden unbedingt geahndet werden müssen. Die Realität ist, dass auch leichte Berührungen einen Spieler in der Bewegung entscheidend beeinträchtigen können und, dass ständig solche Freistöße - auch am Strafraumrand - gepfiffen werden. Also warum sollte man es nicht auch in dieser Szene tun? Beim Elfmeter kann ich die Diskussionen ehrlich gesagt gar nicht verstehen. Für mich war es ein klares Foul von Aogo, der das Bein eindeutig reinstellt, ohne den Ball zu spielen. Es war natürlich selten dämlich, weil Korb in der Szene eigentlich kopflos allein in fünf Gegner reinrannte. Eine Torgefahr hätte es also nie und nimmer gegeben, selbst wenn Aogo Korb einfach hätte passieren lassen.
Man kann trefflich spekulieren, ob diese in der Entstehung durchaus etwas glücklich zustande gekommenen Tore von Stindl und Raffael nun durch Gladbachs engagiertes Spiel erzwungen wurden oder ob man einfach im Moment in den engen Szenen das Glück auf seiner Seite hat (anders als zu Beginn der Saison). Ganz klar ist jedoch, dass Borussia in Führung liegend endlich auch in der Lage ist, ein Spiel auch frühzeitig zu entscheiden und den Gegner dann auch nicht mehr ins Spiel zurückkommen lässt. Dass ausgerechnet der unter Schubert von allen taktischen Fesseln befreite Julian Korb das vorentscheidende 3:1 erzielte, nachdem er schon den Elfmeter herausgeholt hatte, zeigt, dass der VfL derzeit unberechenbarer ist als je zuvor. Und aus dem in diesem Herbst aufblühenden "Juli", so scheint es, könnte tatsächlich noch ein kompletter Außenverteidiger werden, der wie Wendt links entscheidende Akzente nach vorne setzen kann. Dass er das kann, hat er in den vergangenen Spielen eindrucksvoll bewiesen. Und das ist auch weiter wichtig, weil in Herrmann und Hahn nun schon zwei Tempomacher auf der rechten Seite fehlen. Auch das hat vielleicht auch ein klein bisschen "Gutes". Denn auch wenn die jetzige Stammelf perfekt harmoniert: Irgendwann wird Schubert dann neben Hazard auch Drmic und Hrgota mal wieder bringen müssen. Die haben eine Chance längst verdient. Das könnte bedeuten, dass Stindl zum Beispiel auf rechts gehen könnte und einer der beiden Stürmer neben Raffael vorne zum Einsatz käme. Bei den vielen Positionswechseln im Spiel des VfL, die derzeit die Gegner reihenweise verwirren, würde das aus meiner Sicht schon passen. Vielleicht ja schon am Mittwoch. Ich bin gespannt.
Bundesliga 2015/16, 10. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Schalke 04 3:1 (25.10.15)
(Tore für Borussia: 1:0 Stindl, 2:1 Raffael, 3:1 Korb)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.