2017-04-05

Leichtfüßig und leichtsinnig

Das Wichtigste vorweg: Drei immens wichtige Punkte im Sack, ein bärenstarkes Startelfdebüt des jungen Laszlo Benes und eine um Welten bessere Mannschaftsleistung als noch am vergangenen Samstag in Frankfurt. Borussia hat sich in der Tabelle wieder etwas Luft verschafft, rechtzeitig vor dem zweiten Spiel des Jahres in der verbotenen Stadt.

Dennoch wäre es fahrlässig, die falschen Schlüsse zu ziehen. Natürlich war die Chancenverteilung klar auf Seiten des VfL und das Ergebnis wäre am Ende mit 3:0 bis 4:0 angemessen ausgedrückt gewesen. Doch die ersatzgeschwächten Gäste hatten es bis zuletzt in der Hand, uns den Abend so richtig zu versauen. Was unter anderem daran lag, dass die Arbeit nach hinten bisweilen ein wenig sorglos anmutete. Gegen einen besseren Gegner wäre das heute ganz sicher in die Hose gegangen. So machten Dardais Berliner es den Gladbachern (wieder einmal) leichter als nötig, indem sie fast völlig auf Pressing gegen die VfL-Defensive verzichteten, was sich zuletzt stets als gutes Mittel gegen den Gladbacher Spielaufbau über Vestergaard und Co. herausgestellt hatte.

Insgesamt war das aber eine sehr annehmbare Darbietung, mit kompromisslosen Verteidigern (Christensen, Verstergaard, Elvedi), guten Verbindungsspielern (Benes, Dahoud), den vor Kreativität, aber auch manchmal vor Verspieltheit strotzenden Offensiven (mit dem sehr auffälligen Jonas Hofmann, dem Rackerer Stindl und dem unermüdlichen Hazard) und einem Torwart, der zugreift, wenn es nötig ist. Man kann den Sieg nach einem unnötig aufreibenden Spiel also getrost genießen, aber man sollte sich auch nicht zuviel darauf einbilden. 

Man sollte auch nicht glauben oder fordern, dass Dieter Hecking nun Benes auch gleich wieder gegen K*ln ins kalte Wasser wirft. Denn so überzeugend seine Leistung heute insgesamt war - das Derby ist dann doch noch etwas anderes. Und ob das Duo Dahoud und Benes unter Druck und mit dem zu erwartenden körperlich harten Spiel genauso gut funktionieren würde wie heute gegen die zurückhaltende Hertha, das ist eher fraglich. 
Klar, Benes hat sich heute mit eindrucksvoller Reife und Spielintelligenz auf dem Feld präsentiert, und er verspricht der erste Anwärter auf die Dahoud-Nachfolge zu werden. Aber Hecking wird schlau genug sein, ihn nicht zu verheizen. Zumal am Samstag auch in Jantschke, Raffael und Traoré drei weitere Spieler zurück sein werden, die es gegebenenfalls in die Startelf zu integrieren gilt.

Angesichts des guten Spielausgangs und des wirklich unterhaltsamen Spiels bin ich für heute milde gestimmt, was den schier unglaublichen Leichtsinn des Chancenauslassens angeht. Aber bitte, bitte: Das muss zwingend besser werden. 
Gegen die Domziegen heißt es eiskalt im Abschluss sein und konzentriert und konsequent in der Defensive. 
Am Samstag zählt ohnehin nur ein Sieg. Der wäre moralisch und für den Saisonverlauf allerdings mindestens nochmal so viel wert wie der heute. Er wäre nämlich gleichbedeutend mit dem Klassenerhalt und würde zugleich den Anschluss zu den oberen Plätzen herstellen. Eine bessere Ausgangslage für das Derby gibt es ja fast nicht.

Bundesliga 2016/17, 27. Spieltag (5.4.17): Borussia Mönchengladbach - Hertha BSC 1:0 (Tor für Borussia: 1:0 Benes)

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