Es ist Mitte Oktober, und so langsam sortiert und normalisiert sich alles rund um Borussia und den Spitzenfußball etwas. Was könnten das für aufregende Tage gewesen sein, mit der Champions League-Auslosung, dem Derby, den ungewöhnlichen Länderspielnominierungen für gleich drei VfL-Spieler auf einmal - und natürlich mit dem ungewöhnlich späten Transfer-Endspurt.
Doch irgendwie fühlt sich das nicht nur alles etwas matter an als sonst, es ist es wohl auch. Das kann man gerade aus Gladbacher Sicht allerdings auch positiv sehen. Es war angenehm langweilig, weil der qualitativ gute Kader des Rose-Teams schon sehr lange stand, weil nicht in letzter Minute noch mit einem unmoralischen Angebot für Ginter, Zakaria, Plea oder sonstwen zu rechnen war. Weil es keinen Grund gab, noch schnell irgendwelche Panikverpflichtungen zu tätigen.
Und weil Borussia mit dem standesgemäßen Derbysieg auch tabellarisch rechtzeitig wieder in die richtige Richtung gestartet ist, um unnötige Diskussionen während der Länderspielpause zu vermeiden.
Der Start ist nicht berauschend, aber in Ordnung. Und es ist nicht so, dass man nicht vor der Saison wissen konnte, dass das Anfangsprogramm kein Neun-Punkte-Selbstläufer sein würde. Jetzt sind es vier, nach dem Spielverlauf wären 5 oder 6 drin gewesen. Also kein Grund zur Aufregung. Die zweite DFB-Pokalrunde ist locker erreicht, auch wenn wir noch länger darauf warten müssen, gegen wen es dann kurz vor Weihnachten in Runde zwei geht.
Und die Champions-League-Gruppe ist – nun, wie soll man sagen – toll und doch unglücklich zugleich. Toll, weil es richtige sportliche Kaliber sind, mit denen sich die Mannschaft messen darf und aufgrund der doch noch nicht ganz so überzeugenden Frühform auch "muss". Aber die Freude zumindest über die Lose Real und Inter werden natürlich durch die Umstände in diesem und wohl auch noch dem nächsten Jahr sehr getrübt. Wie toll wäre es, Auswärtsfahrten ins San Siro oder ins Estadio Santiago Bernabéu zu begleiten. Alles ein Opfer der aktuellen Pandemielage.
Dazu kommt die Frage, unter welchen Umständen und mit welchen Wettbewerbsverzerrungen diese Spiele über die Bühne gehen werden. Coronafälle in den Vereinen können die sportlichen Verhältnisse schnell ad absurdum führen, wenn dann plötzlich eine Reihe von Spielern nicht auf den Platz dürften oder Spiele gar am grünen Tisch entschieden werden könnten. Das muss natürlich nicht unbedingt zum Schaden Borussias sein, aber wer will schon dank Corona Spiele gewinnen?
Wir werden es abwarten müssen und eine erhoffte Revanche für erlittenes Leid durch lange zurückliegende seltsame Niederlagen gegen Inter Mailand und Real Madrid wohl fast ausschließlich vor dem Fernseher verfolgen. Es gäbe wirklich schönere Vorstellungen, aber ändern können wir es ja ohnehin nicht.
Damit zur Nationalmannschaft. Der Ausflug der drei Borussen zu Jogi Löw hat sich sportlich gesehen gelohnt. Matthias Ginter hat sich – trotz nicht fehlerloser Leistung gegen die Ukraine und nicht nur wegen seines wichtigen Führungstors – jedenfalls eher in eine Stammspielerrolle gespielt als seine wenig souveränen und im Spielaufbau sehr limitierten Nebenleute Rüdiger oder Süle. Auch vor Koch und Can muss sich der Gladbacher sicher nicht verstecken.
Für Florian Neuhaus und Jonas Hofmann war es sicher eine gute Erfahrung, mehr aber nicht. Wenn die arrivierten Spieler von den Großclubs wieder alle berücksichtigt werden, wird für sie kein Platz sein. Und selbst gegen die Schweiz reizte Löw nach den mutlosen Einwechslungen von Halstenberg, Can und Draxler nicht einmal sein ganzes Auswechselkontingent aus, um wenigstens einen Gladbacher Siegtorschützen einzuwechseln – in Köln!!!! Na ja, so hat er wenigstens nochmal alle Vorurteile bestätigt.
Natürlich: Die Zeit von Florian Neuhaus wird sicher noch kommen - aber wohl nicht unter diesem Trainer und möglicherweise erst dann, wenn er zu einem anderen Verein gewechselt ist. Das schöne Debüttor als Gladbacher aber kann ihm und uns keiner mehr nehmen.
Was Löw angeht, konnte ich in diesen Spielen beim besten Willen kein Konzept erkennen, was diese Mannschaft nun eigentlich spielen soll. Und das merkte man in jeder Besetzung deutlich. Mit modernem Fußball hatte das jedenfalls nichts zu tun, egal ob das der berühmte „Winner“-Block von den Bayern auf dem Platz stand oder die zusammengewürfelte Türkei-Besetzung. Letztlich habe ich die Spiele geschaut, um unsere Spieler zu beobachten, allerdings war das Ganze doch eher verschwendete Lebenszeit. Wenn man sieht, welche Qualität im deutschen Team grundsätzlich zur Verfügung steht, waren alle drei Spiele weit unter Wert gespielt.
Leider hat sich auch die kleine Schweizer Fraktion kaum zusätzliches Selbstvertrauen holen können. Yann Sommer war gegen Spanien am Gegentor mitschuldig und zeigte auch heute gegen Deutschland einmal mehr, dass er in dieser Saison noch nicht hundertprozentig angekommen zu sein scheint. Mal sehen, ob er und Nico Elvedi dennoch in den nächsten Wochen ihre Leistung stabiler abrufen können. Denn beide haben zwar durchweg nicht schlecht gespielt. Doch in manchen Szenen war zu sehen, dass zur absoluten Topform noch ein bisschen fehlt, gerade in den Szenen, in denen man sagen würde: Das haben sich auch schon mal besser gelöst. Oder: Den hätte Yann an anderen Tagen vielleicht noch gehabt.
Egal, die Länderspielpause ist, so scheint es, für Borussias Internationale ohne große Blessuren überstanden. Und das heißt auch: Jetzt beginnt die Saison so richtig. Es wird knackig und fordernd. Machen wir alle das Beste draus!
Saisonspende: Borussia hat kein Pflichtspiel gehabt, aber dafür hat sich sogar die Länderspielpause diesmal gelohnt. Ich hatte es ja so ausgelobt, deshalb kommen für die Tore von Flo Neuhaus gegen die Türkei und Matthias Ginter gegen die Ukraine zwei weitere Euro auf die Rechnung. Das Schweiz-Spiel war trotz der größten Gladbach-Dichte dagegen ein Rohrkrepierer. Sei's drum. Der Gesamtstand meiner Saisonspende steigt jedenfalls von 11 auf 13 Euro. Und sollten Spieler des VfL weiterhin in Länderspielen des DFB berücksichtigt werden, werde ich natürlich auch hier die Wette aufrechterhalten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Wenn du auf meinem Blog kommentierst, werden die von dir eingegebenen Formulardaten (und unter Umständen auch weitere personenbezogene Daten, wie z. B. deine IP-Adresse) an Google-Server übermittelt. Mehr Infos dazu findest du in meiner Datenschutzerklärung und in der Datenschutzerklärung von Google.