Leute, das war eine fantastische Hinrunde: 33 Punkte im Sack, eine blütenweiße Weste im eigenen Stadion, zwei richtige Torjäger, überwiegend richtig toller Fußball, dabei unter anderem die Bayern im eigenen Stadion abgefidelt. Und jetzt noch ein Bonus-Spiel am Freitag gegen den Tabellenführer, mit der Möglichkeit, aus eigener Kraft Platz zwei zu verteidigen und den Abstand zum BVB nicht größer werden zu lassen - man weiß ja nie.
Entscheidend für diese Bilanz waren aber nicht nur die Highlightspiele gegen die großen Gegner - die hat Gladbach immer mal wieder für sich entscheiden können. Es ist die Frage, ob man auch die Pflichtaufgaben zu lösen versteht, die Spiele, die letztlich den Unterschied zwischen Mittelmaß und Europa-Startplatz ausmachen.
Und da hat die Mannschaft von Dieter Hecking in den bisherigen Spielen eine lange in Gladbach nicht mehr beobachtete Reife bewiesen. Zum Beispiel an einem unangenehmen Dezemberabend wie gestern, zu einer für Fans unverschämt frühen Anstoßzeit in einem daher auch unüblich spärlich gefüllten Stadion voller Erwartungen. Und gegen einen Gegner, der so schlecht da steht, dass er eigentlich schon nichts mehr zu verlieren hat - und damit umso gefährlicher sein kann. Und obwohl die Startelf des VfL nominell immer noch sehr gut klang, hatten die vielen Verletzungen eine doch große Lücke in das feine Fohlenensemble der Vorrunde gerissen.
Das alles sind für uns erfahrene Borussenfans ja eigentlich keine Voraussetzungen, die auf einen ungefährdeten Sieg hinwiesen - eher auf eine Zitterpartie.
Nun wurde es auch diesmal nicht gerade eine Torgala. Dass trotzdem wohl kein Fan im Borussia Park und vor dem Fernseher unzufrieden aus dem Spiel heraus ging, lag daran, dass Elvedi und Co auch diesmal gegen einen emsig verteidigenden Gegner die Ruhe behielten und sich auch durch die frühe Doppelchance der Gäste nicht nervös machen ließen.
Da waren dann einmal die Latte und dann Keeper Yann Sommer auf dem Posten, letzterer mit einer gigantischen Parade. Das war es dann aber auch mit der Gefährlichkeit der Clubberer. Angst vor einem Gegentor hatte ich für den Rest des Spiels eigentlich nicht mehr.
Dass der Nürnberger Trainer im Anschluss dennoch von einem tollen Spiel seiner ebenfalls ersatzgeschwächten Mannschaft sprach, zeigt, mit wie wenig man im Tabellenkeller derzeit zufrieden sein muss. Aber Vorsicht: Zu Beginn der letzten Rückrunde schrieb ich auch davon, dass der VfB Stuttgart die schwächste Mannschaft war, die sich seit langem in Gladbach vorgestellt hatte. Das stimmte auch, doch am Ende der Saison schaffte es diese Rumpeltruppe tatsächlich, in der Tabelle auch noch an Borussia vorbeizuziehen.
Diesmal zeigte also Nürnberg an der Hennes-Weisweiler-Allee, abgesehen von passablen und engagierten Verteidigungsbemühungen, ziemlich wenig. Das heißt im Umkehrschluss natürlich nicht, dass auf der anderen Seite die Tore wie reife Früchte fallen. Also war nach der ersten Findungsphase wieder einmal das stoische, unbeeindruckbare Anlaufen und Passen in den eigenen Reihen angesagt, das den Gegner mürbe machen kann, jäh unterbrochen von den schnellen Tempowechseln in die Spitze, die den VfL in dieser Saison auszeichnen und schon viele Tore eingeleitet haben.
Da wie schon am Samstag in Hoffenheim aber zu oft die Präzision und Fortune fehlte - man merkt den Leistungsträgern schon ein bisschen fehlende Frische an - blieb vieles Stückwerk.
Da kam der Elfmeter gerade recht. Und die Enttäuschung gleich im Schlepptau, weil Thorgan Hazard diesen leichtfertig und überheblich versemmelte. Allerdings war der belgische "Eisvogel" wohl diesmal auch etwas genervt von der langen Wartezeit bis zu Ausführung und von den impertinenten Nürnbergern, die den Strafraum partout nicht verlassen wollten.
Zum Glück ließ Toto nach der Pause den wichtigen ersten Treffer folgen und machte so seinen Fehler wieder gut. Doch der Hauptdank geht bei diesem Tor an Plea und Traoré, die den Konter toll vors Tor brachten. Und an den jungen Schiedsrichter Robert Schröder, der nicht nur in dieser Szene eine hervorragende Vorteilsauslegung an den Tag legte und das faire Spiel insgesamt sehr souverän und nahezu fehlerlos über die Bühne brachte.
Natürlich hätten die Hecking-Schützlinge das Spiel danach deutlich früher entscheiden müssen. Aber dafür war auch der Angriff zum 2:0 durch Plea kurz vor Schluss einer der Extraklasse, mit einem auf den Zentimeter genau getimten Zucker-Steilpass von Cuisance.
Ich kann mit diesem von ausgewählten spielerischen Glanzpunkten aufgepeppten Arbeitssieg jedenfalls sehr gut leben. In dieser Phase der Saison kommt es auch nicht immer darauf an zu glänzen, sondern zu punkten. Egal wie. Und das macht der VfL derzeit verlässlich, allen Verletzungsunbilden zum Trotz.
Hoffen wir, dass Nico Elvedi bis Freitag seine Blessur aus diesem Spiel überwunden hat und dass der erneut wie ein alter Hase aufspielende Jordan Beyer kurz vor Schluss nicht auch noch etwas abbekommen hat.
Dann ist Freitag vielleicht auch noch die eine oder andere Alternative wieder im Kader (Stindl, Hofmann, Kramer, Jantschke?), sodass das Duell mit den heute erstmals geschlagenen Dortmundern nicht ganz so ungleich ausfällt.
Also genießen wir den letzten Spieltag der Hinrunde, so gut es der Spielverlauf erlaubt. Und dann freuen wir uns vier Wochen lang über das, was der VfL uns jetzt schon geboten hat. Und sind gespannt, was er für uns im nächsten Jahr bereit hält. Ich freue mich drauf.
Bundesliga
2018/19, 16. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - 1. FC Nürnberg 2:0 (Tore für Borussia: 1:0 Hazard, 2:0 Plea)
Der beste Blog des Jahres …
AntwortenLöschenKomplimnent !!!
Danke für das große Lob!
AntwortenLöschenSUPER realistisch geschrieben !!! Davon sollten sich die ganzen Nörgler bei Facebook oder in anderen Foren mal was abschauen.
AntwortenLöschenDanke sehr! :-)
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