Der VfL hat heute eine große Chance verpasst, sich erstmals wieder näher
an die vorderen Tabellenplätze heranzurobben. Das ist schade. Aber nach
dem bisherigen Saisonverlauf ist es auch nicht verwunderlich, dass nun
nicht alle Spiele gleich wieder mit Siegen enden.
Mehr verdient gehabt
hätten die Borussen heute zwar schon. Aber sie standen sich einmal mehr
selbst im Weg - obgleich man ihnen vom Einsatz und dem Kampf bis zur
lezten Sekunde ein großes Kompliment machen kann. Ebenso wie den Fans,
die nach den ersten 19 ruhigen Minuten mal wieder so richtig Gas gaben,
befördert durch die Wut über das nicht immer ganz gerechte Geschehen auf
dem Rasen. Aber dazu später.
Zunächst sollte man sich ja immer an die eigene Nase fassen. Und in
dieser Hinsicht ist die Sache heute ziemlich klar. Die VfL-Defensive hat
sich heute zwei durchaus vermeidbare Tore einschenken lassen. Beim 0:1
fehlte das kollektive Verteidigen, das Borussia in den Spielen zuvor
defensiv so stark erscheinen ließ. Obwohl jeweils genügend Verteidiger
in der Nähe waren, konnte Leipzig über mehrere Stationen ungehindert
weiterpassen, Forsbergs Tor war dann die logische Folge eines
kollektiven Fehlverhaltens, was wohl bei Hazard begann, der den in die
Tiefe startenden Gegenspieler nicht mehr weiter verfolgte.
Beim zweiten Tor fiel die Mannschaft ebenfalls in unter Hecking
überwunden geglaubte Anfälligkeit zurück. Aus dem eigenen Einwurf heraus
ging der Ball fast ohne Gegenwehr verloren, der schnelle Konter zeigte
dann die Qualitäten, die den Aufsteiger auf Platz zwei gebracht haben.
Leipzig kam im ganzen Spiel eigentlich nur viermal gefährlich vor das
Tor von Yann Sommer- zwei Schüsse parierte der toll, die anderen beiden
waren drin. Diese Effektivität muss man so anerkennen.
Die andere Seite der Medaille war - der komplette Gegensatz zu den
Gästen - auf Seiten des VfL der erneut grausam schwache Ertrag eines
recht guten Offensivauftritts. Wie am Donnerstag gegen Florenz
scheiterte die Hecking-Elf an sich selbst. Wer einen Elfer vergibt und
auch sonst im Ausspielen bestens vorbereiteter Angriffe im
entscheidenden Moment die falsche Entscheidung trifft, darf sich nicht
wundern, wenn er das Spiel nicht gewinnt. Das wissen die Spieler
natürlich genauso, insofern bringt es auch nichts, einzelne an den
Pranger zu stellen. Absichtlich macht das ja keiner.
Aber einmal mehr
bleibt der Ärger darüber, dass nahezu alle Spieldaten für die Borussen
sprachen, nur die entscheidende, die mit den Toren nicht. Borussia lief
mehr, hatte mehr Pässe und Torschüsse und eine bessere Passquote, deutlich mehr
Ballbesitz und die bessere Zweikampfbilanz. Auch 8:3 Ecken standen am
Ende zu Buche, unzählige Flanken in den Strafraum, die bis auf Jannik
Vestergaards sehenswertes erstes Tor aber einmal mehr verpufften.
Gäbe es noch eine dritte Seite der Medaille, dann würde sie heute
allerdings auch von der Schiedsrichterleistung handeln. Die sportlichen
Qualitäten der Leipziger sind ja inzwischen wohlbekannt. Die aus
Ingolstadt bekannten "Tugenden", die Trainer Ralf
Hasenhüttl offenbar auch seinen Spielern bei RB eingeimpft hat,
allerdings auch. Und so verwundert es, dass ein Bundesligaschiedsrichter
deren unsportliche Spielchen bei eigener Führung - hinwerfen, liegenbleiben,
versuchen, Fouls und Karten für den Gegner zu ziehen - so einfach mitmacht.
Natürlich, es wurden vier Minuten nachgespielt (was immer noch zu wenig war),
und auch in der Nachspielzeit legte Felix Zwayer aufgrund des dreisten
Zeitspiels der Gäste nochmal mehr als eine Minute drauf.
Mit klaren
Ansprachen während des Spiels hätte man dem aber schon früh einen Riegel
vorschieben können. Zumal auch die Foulquote der Gäste entsprechend hoch
war, dass sich dies entsprechend dezimierend hätte auswirken können. So
war das Spiel in dieser Beziehung heute genauso eklig wie in der
vergangenen Saison die Partien gegen Ingolstadt oder Darmstadt.
Noch eklatanter waren zwei ärgerliche Fehlentscheidungen. Der nicht
gegebene Elfmeter in der ersten Hälfte beim Klammergriff gegen
Vestergaard ist das Eine. Mich persönlich fuchst aber noch mehr, dass
Zwayer beim Leipziger Keita so lange die mehr als verdiente zweite Gelbe
Karte im Hemd stecken ließ, bis Hasenhüttl ihn gerade noch rechtzeitig
vom Platz geholt hatte. Ich habe allein drei gelbwürdige Fouls Keitas
gezählt, dazu die gegebene Karte wegen Meckerns. Und als er nach einem
heftigen taktischen Foul im Mittelfeld eigentlich wirklich nicht mehr um
die zweite Verwarnung herumgekommen wäre, lief der Angriff der
Gladbacher dank der Vorteilsregel weiter, wurde dann von einem anderen
Leipziger rüde gestoppt, der dafür Gelb sah. Keita jedoch, den der Schiri
zuvor zwar als Übeltäter registriert hatte, kam wieder ohne Strafe
davon.
Und das war aus meiner Sicht kein Einzelfall. Liest man am Ende
die Statistik, 4 Verwarnungen für den VfL und 3 für Leipzig, dann muss
man sich schon fragen, ob hier mit gleichem Maß gemessen wurde. Ganz
besonders, wenn man sieht, dass Oscar Wendt sehr früh verwarnt wurde,
obgleich er nicht mal ein Foul begangen hatte, Chris Kramer Gelb für
ein harmloses Allerweltsfoul kassierte und auch das Handspiel von Stindl nicht zwingend mit Gelb hätte bestraft werden müssen.
Aber nochmal: Auch heute hat nicht der Schiedsrichter das Spiel
entschieden, sondern die Spieler auf dem Platz. Er hat es allerdings
einer Mannschaft schwerer gemacht als der anderen. Und das kann ich
nicht leiden. Die Gladbachfans auch nicht, deswegen wurde es in der
Schlussphase auch noch mal so richtig laut im Borussia Park. Das war
zuletzt nicht immer so - und ich hoffe, dass mit dem neuen Spirit der
Spieler auch die Fans wieder voll hinter der Mannschaft stehen, auch
wenn es viel zu leiden gibt wie heute.
Bundesliga, 21. Spieltag (19.2.17): Borussia Mönchengladbach - RB
Leipzig 1:2 (Tor für Borussia: 1:2 Vestergaard)
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