2017-02-20

Ein Banner zum Schämen

Ich habe länger überlegt, ob ich auch etwas zum Thema Fanprotest gegen Red Bull etwas schreibe. Ich habe wie viele eine sehr kritische Meinung zu dem Konstrukt und der Arbeitsweise der Leipziger und sehe es als große Gefahr für die Liga und unseren Fußball. Aber ich halte nichts davon, alles in einen Topf zu werfen. Die Fans haben das Recht, RB-Fans zu sein, die Mannschaft hat das Recht, gut zu spielen. Und auch das Management kann so arbeiten, wie es arbeitet. Die Liga und der Verband erlauben es ja. Anfeindungen gegenüber Fans und Spielern sind mir aus diesem Grund zuwider. 

Ich bin deshalb auch stolz auf die sehr besonnene Reaktion unserer Borussenfamilie nach dem Unsinn von Dortmund. Stimmungsboykott, viele kritische und treffende Banner in der Nordkurve und der lautstarke Verweis auf die eigene Fanbasis und die Leidenschaft für unseren Verein, das war richtig toll gegen Leipzig.
Aber dann schaffen es ein paar Hohlköpfe mit einem einzigen Plakat, das alles in den Hintergrund zu rücken und alle VfL-Fans in ein schlechtes Licht zu rücken. Das ist für mich nicht nachvollziehbar. 

Ich bin ein großer Freund der Arbeit von Ultras und anderen Fangruppierungen im Stadion, ich unterstütze Choreos und Aktionen auch gern mit einer Spende an Sotto. 
Es ist mir auch egal, wer hinter dem Spruch mit der geschmacklosen Anspielung auf die Steinewürfe der BVB-Idioten steht: Das war schlicht erbärmlich, dämlich und schadet allen Borussen: den Fans, die sich kritisch, aber anständig mit dem Brauseclub auseinandersetzen. Und dem Verein, der wahrscheinlich dafür die Quittung bekommt. 

Mehr noch frage ich mich bei solchen Vorkommnissen: Woher kommt dieser Hass? Können sich manche Menschen heute nicht mehr kontrollieren, wenn ihnen etwas nicht passt? Die Art "Auseinandersetzung", wie sie die Dortmunder mit Steinen und aggressiven Sprüchen geführt haben und das Banner in der Nordkurve heute erinnern doch sehr stark an die Gift und Galle spuckenden Pegida-Aktivisten, die für Argumente nicht mehr zugänglich sind und die für "Andersdenkende" nur noch blanke Feindseligkeit übrig haben. Würden sie sich so in Rage mal selbst beobachten - würden sie sich dann wohl auch mal für sich schämen?

Das war - in Anlehnung an meinen Text zum Spiel - eine weitere verpasste Chance. Schade.

7 Kommentare:

  1. mimimimi...mein Gott was regt man sich auf über dieses dumme Banner. Es wird nicht zum Mord auf gerufen...man könnte es auch abgeleitet aufs Dosenwerfen sehen...es muss ja nicht jede Dose ein Mensch sein. Und nein auch keine Frau ;-)
    Sicherlich ist er scharf am Rande, aber wieder so ein Fass aufzumachen...
    Schlimmer fand und finde ich diesen bescheuerten Support Boykott! Der hat uns im Endeffekt den Punkt oder Sieg gekostet.
    Ich weiss nicht aber solche Aktionen sind Hirnlos.
    Naja so haben wir letztlich nichts bewirkt und kein Zeichen gesetzt, wie man "damit" richtig umgeht.

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  2. Nein, der Banner war das Allerletzte, dem ist absolut nichts hinzuzufügen. Beim Thema Stimmungsboykott stimme ich Dir aber zu, den habe ich ebenso kritisch gesehen. Ich denke auch, dass uns dieses für mich unnötige und auch einfach unverständliche (im Sinne von: ich verstehe einfach nicht, was das für ein Zeichen sein und bringen soll?!) Stillhalten einen bis drei Punkt gekostet haben könnte. Mit ein bisschen "Nachdruck" aus der Kurve, hätte bspw. der schwache Zwayer vielleicht früher mal nem Leipziger ne Karte gezeigt, anstatt sie wiederholt zu sich zu rufen und ein nettes Pläuschchen zu halten. Unser erster intensiverer Zweikampf (Wendt) hingegen wird direkt mit gelb geahndet. Alles aber subjektiv und hypothetisch, ob nun Stimmungsboykott oder nicht, oder ob bzw. welche Auswirkungen ein solcher haben kann- da darf man unterschiedlicher Meinung sein und wunderbar drüber diskutieren. Dem Banner hingegen muss eigentlich auch gar nicht argumentativ entgegnet werden, weil er einfach Gewalt legitimiert. Damit ist alles gesagt. Was mich ärgert, ist dieser Alleingang der Typen, die den Banner aufgehängt haben. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten, wieso man so etwas macht: 1. Du bist zu dumm oder zu jung oder gar beides, um die Folgen nicht sehen oder abschätzen zu können. 2. Du machst es als bewusste Provokation- da weißt Du aber auch, dass das Folgen haben wird oder zumindest haben kann. Hier soll nicht blindem Gehorsam das Wort geredet sein, aber so 'ne Egotour einiger weniger aus der Ultra-Ecke, die auf ALLE Fans zurückfällt und dem Verein auf unterschiedlicher Ebene schadet, geht gar nicht. Ignoranz ist in 'nem TEAMsport immer scheiße.

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  3. Danke "Anonym 2", gut zusammengefasst. Was den Stimmungsboykott angeht, kann man natürlich geteilter Meinung sein, auch, ob man ihn nun als gelungen bezeichnen soll oder nicht. Ich finde es immer noch intelligenter als alles andere, was man den Leipzigern sonst entgegengebracht hat - weil es ja auch über das Spiel hinaus andeutet, was dem Fußball mit dieser Entwicklung droht (man muss ja nur zu Manchester City schauen, da konnten wir eine tote Fanszene ja live bewundern).
    Dass es dem Team geschadet hat, finde ich nicht, denn gerade in den ersten 20 Minuten hat die Mannschaft ja trotz des etwas seltsamen Stimmungsrahmens richtig gut aufgedreht, deshalb war die Kulisse ja auch hin und hergerissen und der Effekt des Schweigens stellte sich nicht so richtig ein (wenn ich das am Fernseher richtig mitbekommen habe). Das Ganze sollte aber auch jetzt nicht zum Ritual werden, finde ich.

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    1. Genau das meine ich. Ich bin zwar kein Fan vom Boykott gewesen und finde ihn auch nicht besonders kreativ, kann Deine Denke aber gut nachvollziehen - und zugleich wird mir klarer, was es damit überhaupt auf sich hatte.
      Ich muss aber nochmal auf Kommentator Nr. 1 zurückkommen. Sein Kommentar erinnert mich nämlich stark an die K*lner Zeit bis vor ca. 2 Jahren. Da ist jemand, der Gewalt duldet und schönredet. Wohne und arbeite in dieser Stadt und habe meinen KollegInnen immer genau das vorgeworfen. Nämlich, dass der gemeine Fan hier in K*ln Gewalt herunterspielt und zwar nach dem Motto "et hätt noch immer jot jejange" oder "ach, die werden auch noch erwachsen" oder "die Anderen sind doch nur Ostholländer, die haben et doch verdient", immer schön mit 'nem Augenzwinkern.
      Das ist und war bis jetzt der klarste Unterschied für mich zwischen den Kurven: wir bei Borussia lehnen Gewalt in jeglicher Hinsicht ab, ob körperlich oder auch nur verbal. In K*ln hingegen werden bzw. wurden die Aktionen der Idioten von einem großen Teil der "normalen" Fans als Dumme-Jungen-Streiche heruntergespielt. Und genau nach dem Schema argumentiert Kommentator Nr. 1, wenn er schreibt: "mimimimi...mein Gott was regt man sich auf über dieses dumme Banner. Es wird nicht zum Mord auf gerufen...man könnte es auch abgeleitet aufs Dosenwerfen sehen...es muss ja nicht jede Dose ein Mensch sein. Und nein auch keine Frau ;-)"
      Bitte, lass Hirn vom Himmel regnen - im Übrigen auch für die, die 2017 im Stadion immer noch mit den Kategorien "Neger, Nafri, Asylant, Schwuchtel, Mädchen" (sic!) um sich schmeißen... Leider nicht allzu selten in Block 15, meinen afrikanischstämmigen Kumpel traue ich mich jedenfalls nicht mitzunehmen - das wiederum ist ein anderes Thema, geht aber in die gleiche Richtung, da verbale Gewalt...

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  4. Man kennt ja diese "wahren" Fans und sollte diese "wahren" Fans einfach mal beim nächsten Heimspiel ausschließen. Vielleicht hilft diese Art von Erziehung. Eine Schande für jeden Verein.

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  5. Dem ist nichts hinzuzufügen - außer, dass dein letzter Satz einen traurig und wütend macht. Natürlich ist das kein Gladbacher Problem, sondern ein allgemeines. Aber das macht es nicht besser.

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  6. Kurz und knapp.
    Ich habe mich, als Gladbacher, für den Banner geschämt.
    ... und auch ich verstehe den Stimmungsboykott, der doch nur der eigenen Mannschaft schadet, nicht.
    Es hätte 90 Minuten, ohne Pause, Fangesänge schallen müssen!

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